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1MED triv

Gang durch die große Terz – trivium – trivial

Die melodische Floskel f-g-a-g-f, der triviale Gang durch die große Terz, bildet den Kern eines Binnencentos, der sehr häufig (in H an die 500 mal) verwendet wird, äußerst vielgestaltig sein kann und sich jeder denkbaren Textgestalt anpasst: MED triv. Er ist nicht besonders emotional geladen und wird verwendet, wenn kein anderer, wesentlicher Aussagegrund vorliegt. Der eine Akzent liegt fast immer auf dem la (nicht in 1520).
In dreiteiligen Antiphonen bildet er oft den Mittelteil (Bogen oben), in vierteiligen Antiphonen nimmt er meist positio B ein (Bogen rechts.


Verschiedene Erscheinungsformen des Cento, beziehungsweise verschiedene Elemente,
die sich je nach Sprechsituation zu einem 1MED triv verbinden.

▪️ 1acc einakzentig,

▪️ 2acc zweiakzentig der erste Akzent ist wichtiger.

▪️ 2acc\ zweiakzentig + Quartfall, daher colon.



▪️ M zweiakzentig beide Akzente gleich wichtig.

▪️ spr = plus FML supra zweiter Akzent ist wichtiger.

▪️ asc am Schluss aufsteigend zum „la“


▪️ des = desuper erste Silbe ist der wichtigste Akzent.

▪️ des\ = desuper ad „re“ : colon.

▪️ ads ad supra, am Schluss nach oben: agressives colon.

▪️ din = de infra mit Clv „re-do“ (cf. 1INC Clv) 3 Silben vor dem ersten wichtigen Akzent.


einakzentig

MED triv 1

0363 Das Wort „dóminus“ wird mit Clv auf der Binnensilbe erweitert. Es wird ihm damit mehr Zeit gegeben, ohne es zu betonen.

0080 Synärese, wenn zu wenige Silben vorhanden sind, verbinden sich fa und sol zum nkPes. Das geht jedoch nur, weil „et“ in diesem Kontext wichtig genug ist, diese Akzentneume zu tragen. „Erunt prava in directa ét ás-pera in vias planas“. Steile Fügung.

1356 Der Akzent auf „la“ ist mit portamento (kPes) verstärkt.

0812 Verdoppelung bei zu vielen Silben. Wichtiger ist der Cephalicus „qui di-ci-tur der den Namen „iesus“ mit seinem Stau hervorhebt und die Betonung auf der Endsilbe nahezu erzwingt: „iesús“.

2045 der kPes auf „circumdábunt te“ hält den Cento offen für die Weiterführung des Gedankens.


zweiakzentig, der erste Akzent ist wichtiger

Häufig folgt ein zweiter, weniger wichtiger Akzent. Er führt aus der Rezitationsebene fa zum sol. An diesem zweiten Akzent ist mustergültig abzulesen, wie die unterschiedlichen Möglichkeiten des Pes (1 - 3 tönig) die Schwere des Akzentes dosieren :

0463 „fundaménta eius“ = kein Pes, kein Akzent

0016 „nuntiávit maría“ die Silbe „ma-ri-a“ hebt sich mit einer Virga sol aus der Rezitation fa = „eintoniger Pes“.

0857 „non defíciat -des“ – kPes. Die Schwere nimmt zu.

1905 „sicut davíd fi--lis“ – nkPes. Das Gewicht des zweiten Akzentes wird größer.

0098 „nasci sál-va--rem“ 3töniger Pes (traditionelle Bezeichnung = Einklangsscandicus mit Anfangsartikulation“). Das Morphem (die sinntragende Silbe „salv-) und der grammatische Akzent („salva-tó-rem) sind ziemlich gleichwertig.


zweiakzenmtig + Quartfall, daher colon

Nicht selten wird der Cento mit Por beschleunigt. 0548, 1431,
Wie üblich wird die Centomelodie den Akzenten und der Silbenanzahl angepasst. 2024, 1917,
Der Quart-Absprung kann auch zum Abstieg aufgefüllt sein. 0145, 1819, 0556, Grundsätzlich bildet der Absieg zum „re“ ein colon.


M zweiakzentig, beide gleich wichtig

0048 Sind Texte zu Klang zu bringen, deren beide Akzente gleichwertig sind, so entsteht eine M-Form. Der zweite Akzent liegt auf dem zweiten „la“, der erste Akzent nicht unbedingt (1960).

1960 Das Wort des zweiten Akzentes, das fast immer PPO ist, kann mit Clivis auf der Binnensilbe erweitert werden (wie oben 0363).

0636 + 1760 Die Synärese der ersten drei Töne zum Torculus fa-la-sol geschieht nicht bloß wegen zuweniger Silben, es sind Worte, deren Wichtigkeit Torculus verdient: „ápóstulus“ – „ápériens os súum“. 1760 bringt zu Torculus und Binnensilben-Clivis noch eine zusätzlichen dritten Akzent (vgl.: 0857).

0301 + 0339 Der Cento trivium schließt öfter auch nach unten zum „re“ ab (s.u.).In 0339 schafft eine 4-tönige Syärese auf einem kühnen Text einen nkPesSubpunctis. „Sí tú vís“ („Domine si tu vis potes me mundare“). Drei Akzentsilben unmittelbar nebeneinander, doppelte steile Fügung, eine schwerwiegende Aussage und eine kühne Lösung für den Cento.

2552 + 1968 Die Beendigung des Cento auf „sol“ wirkt als Doppelpunkt, verweist weiter, egal ob darauf fa (2552) oder re (1968) folgt.


ads - ad supra - am Schluss nach oben


des - desuper - Abstieg vom „la“


des\ - desuper + Quartfall - Abstieg vom „la“


din - de infra - Aufstieg von der Clivis „re-do“


vpr - variatio propria


spr - supra - Überstieg zum „la“


colon / Doppelpunkt / weiterführend

1440 Der Schluß des Cento kann zum → re abspringen oder absteigen (1615, unmittelbar in die FIN-Formel übergehen).

0024 Bei entsprechenden kurzen Texten kann der Cento BIN triv unmittelbar mit dem „la“ beginnen.

0699 Cento BIN triv kann aber auch zum → la aufsteigen. Die 1FML la-fa-re kann auch hier wirksam werden.

Auch eine Einleitung/Intonation mit Clivis re-do ist möglich ( ebenfalls 0699, vgl.: ClivisIntonation der PR1).

Aus diesen Grundelementen werden den Texten und dem Umfeld, den benachbarten Centones entsprechend oft recht individuelle Melodien gebildet. Grundformen werden verschmolzen, der Terzgang verkürzt oder angereichert.

Ein besonders schönes Beispiel ist die Antiphon „Scio cui credidi“ 1356.





einakzentig

1acc1


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1acc2


⬆️


zweiakzentig

2acc1


⬆️

2acc2


⬆️

2acc\1


⬆️

2acc\1a


⬆️

2acc\2


⬆️

asc


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M - 2acc gleichwertig

M1


⬆️

M2


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M ad „re“

M3


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M4


⬆️

M\


⬆️

M + FML supra

spr


⬆️


des - desuper

des1


⬆️

des2


⬆️

des\ - desuper cadens

des\


⬆️

des\asc


⬆️


din - de infra - Aufstieg von der Clivis „re-do“

din1


⬆️

din2


⬆️

vpr