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quellen:quellen_gr [2018/01/30 11:17] xaverkainzbauer |
quellen:quellen_gr [2023/12/02 12:01] (aktuell) xaverkainzbauer [Aquitanische Handschriften] |
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- | ====== Adiastematische Handschriften ====== | + | ====== Adiastematische Handschriften |
- | Das 10. Jahrhundert | ||
- | ===== westfränkische | + | ===== Westfränkische |
- | Laon | + | Laon (~930) |
//Die// Leithandschrift der westfränkischen Tradition ist der codex Laon, 930 in Metz (?) entstanden. | //Die// Leithandschrift der westfränkischen Tradition ist der codex Laon, 930 in Metz (?) entstanden. | ||
- | Er steht weitgehend isoliert unter den Handschriften und hat keine Entsprechung im Antiphonenrepertoire. Die Besonderheit des Codex ist der „uncinus“, das Häckchen | + | Er steht weitgehend isoliert unter den Handschriften und hat keine Entsprechung im Antiphonenrepertoire. Die Besonderheit des Codex ist der „Uncinus“, das Häkchen |
- | a) Die Quadratnoten des Graduale romanum von Solesmes, | + | a) die Quadratnoten des Graduale romanum von Solesmes, |
- | b) Die Neuem von St.Gallen (R.Fischer), | + | b) die Neuem von St. Gallen (R.Fischer), |
- | c) Die Neumen von Laon (M.-C. Billecqocq) um St.Gallen (C,E) nicht falsch zu interpretieren.\\ | + | c) die Neumen von Laon (M.-C. Billecqocq) um St. Gallen (C, E) nicht falsch zu interpretieren.\\ |
Das Graduale triplex ist den Schülern von Eugene Cardine verdankt. | Das Graduale triplex ist den Schülern von Eugene Cardine verdankt. | ||
- | Chartres | + | Chartres |
Ch notiert sehr konsequent initio debilis. | Ch notiert sehr konsequent initio debilis. | ||
- | Es unterscheidet nicht Quilisma von Oriscus. Es ist ein und dasselbe | + | Es unterscheidet nicht Quilisma von Oriscus, die in der Handschrift mit ein und demselben |
+ | Unklar zu definierende Neume: c Trc i.d. oder Clv currens. | ||
- | Mont Renaud 10.Jh. | + | Mont Renaud |
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Es ist vor allem bei melismatischen Kompositionen schwer festzustellen, | Es ist vor allem bei melismatischen Kompositionen schwer festzustellen, | ||
Zeile 35: | Zeile 35: | ||
=== Torculus === | === Torculus === | ||
- | MR verwendet drei unterschiedliche Graphien des Trc: eine eckige für den Normalfall (Trc quadratus? | + | MR verwendet drei unterschiedliche Graphien des Trc: eine eckige für den Normalfall (Trc quadratus? |
{{ : | {{ : | ||
Zeile 43: | Zeile 43: | ||
Trc i.d. **von unten** erreicht: | Trc i.d. **von unten** erreicht: | ||
Trc i.d. **unisonisch** erreicht: [[grad: | Trc i.d. **unisonisch** erreicht: [[grad: | ||
+ | |||
-------------------------- | -------------------------- | ||
- | ===== ostfränkische | ||
- | Cantatorium | + | ===== Ostfränkische Handschriften – St. Gallen ===== |
- | xxxxxxxxxxxx | + | Cantatorium (~923) |
- | Einsiedeln | ||
- | | ||
- | | ||
xxxxxxxxxxxx | xxxxxxxxxxxx | ||
- | G342 | + | |
+ | |||
+ | Das älteste vollständig erhaltene Missale gegen 1000. Die Forscher rund um P.Wagner hielten es wegen der vielen litterae significativae für eine späte (14.Jh.) Quelle. Tatsächlich zeigt sie gegenüber den älteren Handschriften wie L, C, H bereits eine Tendenz zu do-Revision etc. Die Restitution des Cantus im 19./ | ||
+ | cf.: [[ant: | ||
+ | **Grundsätzliche Fragen** [[quellen_gr_e| ▶️]] 🔴 | ||
+ | |||
+ | | ||
xxxxxxxxxxxx | xxxxxxxxxxxx | ||
- | Milano | + | Milano |
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xxxxxxxxxxxx | xxxxxxxxxxxx | ||
Zeile 67: | Zeile 70: | ||
xxxxxxxxxxxx | xxxxxxxxxxxx | ||
- | Bamberg lit.6 | + | Bamberg lit. 6 (10. Jh.) |
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xxxxxxxxxxxx | xxxxxxxxxxxx | ||
- | G374 | + | G374 + 376 |
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- | | ||
- | xxxxxxxxxxxx | ||
- | G376 | ||
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| | ||
- | ====== ab dem 11. Jh. der Weg zur Diastemie | + | ====== |
- | ab dem 11. Jh. | ||
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Albi | Albi | ||
- | | + | |
+ | Es gibt ein Wiederholungszeichen auf der Textzeile, cf. [[grad: | ||
+ | |||
+ | Albi liefert durchaus komplexere Melodieverläufe, | ||
+ | |||
+ | A bringt die realen Intervalle ohne Rücksicht auf Vorzeichen. Y verschiebt, | ||
+ | |||
| | ||
Yrieix | Yrieix | ||
- | | + | |
+ | A bringt die realen Intervalle ohne Rücksicht auf Vorzeichen. Y verschiebt, | ||
| | ||
===== Beneventanische Handschriften | ===== Beneventanische Handschriften | ||
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Bv33 | Bv33 | ||
- | xxxxxxxxxxxx | + | |
+ | {{ : | ||
+ | **Quilisma**\\ | ||
+ | Während in anderen adiastematischen Handschriften der Pes quilismaticus aus drei Zeichen zusammemngesetzt ist, ein erster Ton (Virga oder Tractulus), das Quilisma als Distanzzeichen und der zweite (Ziel-)Ton, steht in Bv33 das Quilisma für den ersten Ton des Pes und zeigt gleichzeitig an, dass der zweite Ton höher ist als eine Sekund, meistens eine Terz. | ||
+ | |||
+ | === Acuasta === | ||
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Bv40 | Bv40 | ||
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- | ===== norditalienische | + | ===== Norditalienische |
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Angelica | Angelica | ||
- | Auch wenn Ang adiastematisch ist, ist es doch eine jüngere Handschrift. Sie geht oft mit Mod gemeinsam (cf: [[grad: | + | Auch wenn Ang adiastematisch ist, ist es doch eine jüngere Handschrift. Sie geht oft mit Mod gemeinsam (cf. [[grad: |
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- | Quilismaproblem GR3 - 0212 " | + | Quilismaproblem GR3 - 0212 "ini-**mi**-cos", TR8 - 1505 " |
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- | litterae: | + | litterae: p, n OF-V1 0917 "et iustitiam"; |
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Zeile 139: | Zeile 151: | ||
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- | ===== weitere | + | ===== Weitere |
Die beiden folgenden Handschriften sind die Hauptquellen der Solesmenser Restauration gewesen, was die Melodie betrifft. Das Tonar von Montpellier war Hauptquelle, | Die beiden folgenden Handschriften sind die Hauptquellen der Solesmenser Restauration gewesen, was die Melodie betrifft. Das Tonar von Montpellier war Hauptquelle, | ||
Zeile 149: | Zeile 161: | ||
Halbtonhäkchen bei si-be-molle | Halbtonhäkchen bei si-be-molle | ||
- | Klosterneuburg | + | Klosterneuburg |
- | Entstanden in Passau, wurde der codex bis Mitte 20.Jh im Chorherrenstift Klosterneuburg aufbewahrt (Staatskloster der Babenberger Herzöge) und liegt heute in der Universitätsbibliothek Graz. Der Codex Klosterneuburg/ | + | Entstanden in Passau, wurde der codex bis Mitte des 20. Jhs. im Chorherrenstift Klosterneuburg aufbewahrt (Staatskloster der Babenberger Herzöge) und liegt heute in der Universitätsbibliothek Graz. Der codex Klosterneuburg ist //die// Quelle des " |
Die Melodieeigenheiten des " | Die Melodieeigenheiten des " | ||
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Der Begriff " | Der Begriff " | ||
- | Eine befriedigender Begriff für dieses Phänomen wurde bisher nicht gefunden. | + | Wir bezeichnen diese Eigenart als " |
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Zwettl 196 | Zwettl 196 | ||
- | Die Zisterzienser sind die ersten " | ||
- | Die zentralistisch hierarchische Struktur | + | Die Zisterzienser sind die ersten " |
- | Auch viele Korrekturen, | + | Die zentralistisch hierarchische Struktur des Ordens führt zu einer uniformen und unveränderten Gestalt der Melodien durch die acht Jahrhunderte bis heute, von kleinsten regionalen Anpassungen vor allem im 19. Jahrhundert abgesehen. |
+ | |||
+ | Auch viele Korrekturen, | ||
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Maß aller Dinge ist das Cantatorium (für GR, TR und AL) und Einsiedeln (für IN, OF und CO). | Maß aller Dinge ist das Cantatorium (für GR, TR und AL) und Einsiedeln (für IN, OF und CO). | ||
+ | Für das Off-Repertoire (AN, RP) ist das Maß aller Dinge codex Hartker. | ||
- | Die **Melodierestitution** beruht trotz der späten Datierung dieser Handschrift auf Benevent 34, das durch eine ganze Reihe älterer beneventanischer Handschriften gut abgesichert ist (Bv 33/ 40/ 39/ 35). Dem entgegen stehen die beiden Aquitanier Albi und Yrieix, die ein lebendiges Bild vom Übergang zur zweiten Gregorianik liefern. | + | Die **Melodierestitution** beruht trotz der späten Datierung dieser Handschrift auf Benevent 34, das durch eine ganze Reihe älterer beneventanischer Handschriften gut abgesichert ist (Bv 33/ 40/ 39/ 35). Dem entgegen stehen die beiden Aquitanier Albi und Yrieix, die ein lebendiges Bild vom Übergang zur zweiten Gregorianik liefern. |
Wie schon Rupert Fischer formulierte: | Wie schon Rupert Fischer formulierte: | ||
- | Die **Restitution der Artikulation** (des gregorianischen Rhythmus) geht ebenfalls von Cantatorium und Einsiedeln aus. Die st.galler | + | Die **Restitution der Artikulation** (des gregorianischen Rhythmus) geht ebenfalls von Cantatorium und Einsiedeln aus. Die St. Galler |
Eine Neume beginnt nicht mit der ersten Note, aber sie hört mit der letzten auf (L. Agustoni). | Eine Neume beginnt nicht mit der ersten Note, aber sie hört mit der letzten auf (L. Agustoni). | ||
- | Das Graduale | + | Das Graduale |
{{ : | {{ : | ||
- | Unsere Restitution berücksichtigt auch artikulatorische Fragen und entwickelt die Quadratnotenschrift den artikulatorischen Erkenntnissen entsprechend weiter. Dabei ist klar, dass keine Notenschrift auf Linien die artikulatorischen Feinheiten der Neumen in ihrer Blütezeit restlos darstellen kann. Wir versuchen ein Notenbild zu entwickeln, das nicht ständig in eklatantem Widerspruch zu den Neumen steht, wie das im Graduale romanum (triplex), aber auch im Graduale | + | Unsere Restitution berücksichtigt auch artikulatorische Fragen und entwickelt die Quadratnotenschrift den artikulatorischen Erkenntnissen entsprechend weiter. Dabei ist klar, dass keine Notenschrift auf Linien die artikulatorischen Feinheiten der Neumen in ihrer Blütezeit restlos darstellen kann. Wir versuchen ein Notenbild zu entwickeln, das nicht ständig in eklatantem Widerspruch zu den Neumen steht, wie das im Graduale romanum (triplex), aber auch im Graduale |
Ein weiterer wesentlicher Ansatz sind die Sinnzeilen. Während Solesmes bewusst nicht oder kaum an sprachlichen Endpunkten den Zeilenumbruch setzt, Hintergedanke ist die "ewige Melodie" | Ein weiterer wesentlicher Ansatz sind die Sinnzeilen. Während Solesmes bewusst nicht oder kaum an sprachlichen Endpunkten den Zeilenumbruch setzt, Hintergedanke ist die "ewige Melodie" | ||
Zeile 210: | Zeile 224: | ||
Gregorianischer Choral ist nicht allzeit immer dasselbe gewesen, es gab eine historische Entwicklung. Wir gehen ad fontes. | Gregorianischer Choral ist nicht allzeit immer dasselbe gewesen, es gab eine historische Entwicklung. Wir gehen ad fontes. | ||
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