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omnigreg:impressum [2020/07/27 18:52]
xaverkainzbauer [Choral nicht allzeit das Selbe]
omnigreg:impressum [2024/03/18 14:11] (aktuell)
xaverkainzbauer [Die Rhythmusfrage]
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 **<fc #4682b4>Synopsis Wiki</fc>** (www.omnigreg.at) basiert auf jahrzehntelanger Arbeit von **<fc #4682b4>Xaver Kainzbauer</fc>** und ist aus der Unterrichtstätigkeit an der Universität Mozarteum Salzburg und aus der praktischen Choralarbeit mit der Schola **<fc #4682b4>Quasi modo geniti</fc>** Wien hervorgegangen. Von Anfang an war es die Absicht "quasi modo geniti infantes" ohne Vorurteile, möglichst unbeeinflusst von der "opinio communis" oder bereits vorliegenden Editionen, nur aus den (vor allem ältesten) Quellen selbst Choral zu singen. Seit ihrem Bestehen singt die Schola Quasi modo geniti ausschließlich aus selbst erstelltem Notenmaterial. Das war der Startschuss zur Erstellung einer Quelldatenbank, die zuerst nur das Gradualrepertoire aufnahm, sich aber bald dem Antiphonenrepertoire zuwandte, dessen schlichtere Stücke überschaubarer schienen und geeigneter, grundlegende Erkenntnisse gewinnen zu können. Die Arbeitsschritte waren und sind folgende: **<fc #4682b4>Synopsis Wiki</fc>** (www.omnigreg.at) basiert auf jahrzehntelanger Arbeit von **<fc #4682b4>Xaver Kainzbauer</fc>** und ist aus der Unterrichtstätigkeit an der Universität Mozarteum Salzburg und aus der praktischen Choralarbeit mit der Schola **<fc #4682b4>Quasi modo geniti</fc>** Wien hervorgegangen. Von Anfang an war es die Absicht "quasi modo geniti infantes" ohne Vorurteile, möglichst unbeeinflusst von der "opinio communis" oder bereits vorliegenden Editionen, nur aus den (vor allem ältesten) Quellen selbst Choral zu singen. Seit ihrem Bestehen singt die Schola Quasi modo geniti ausschließlich aus selbst erstelltem Notenmaterial. Das war der Startschuss zur Erstellung einer Quelldatenbank, die zuerst nur das Gradualrepertoire aufnahm, sich aber bald dem Antiphonenrepertoire zuwandte, dessen schlichtere Stücke überschaubarer schienen und geeigneter, grundlegende Erkenntnisse gewinnen zu können. Die Arbeitsschritte waren und sind folgende:
  
-1️⃣ Erstellen einer digitalen Bibliothek der Offiziumsantiphonen und des Messrepertoires, wobei für die Antiphonen 12 wesentliche und vor allem älteste Handschriften ausgewählt wurden, dazu die 10 Handschriften des CAO. Für das Graduale sind es 22 Handschriften mit Schwerpunktbildung um St. Gallen und Benevent.+1️⃣ Erstellen einer digitalen Bibliothek des Offiziums- und des Messrepertoires, wobei für das OPffizium 12 wesentliche und vor allem älteste Handschriften ausgewählt wurden, dazu die 10 Handschriften des CAO. Für das Graduale sind es 22 Handschriften mit Schwerpunktbildung um St. Gallen und Benevent.
  
 2️⃣ Erstellen von Tableaus, vergleichenden/synoptischen Tafeln dieser Handschriften. Solche Tableaus existieren zwar bereits in Solesmes, sind jedoch unter Verschluss, womit sich Solesmes lange Zeit ein Monopol in der Choralforschung sicherte. 2️⃣ Erstellen von Tableaus, vergleichenden/synoptischen Tafeln dieser Handschriften. Solche Tableaus existieren zwar bereits in Solesmes, sind jedoch unter Verschluss, womit sich Solesmes lange Zeit ein Monopol in der Choralforschung sicherte.
  
-3️⃣ Erstellen eines Ergebnisses, das sich an den adiastematischen Neumen von St. Gallen (Hartker für die Antiphonen, Cantatorium und Einsiedeln für das Graduale) orientiert.+3️⃣ Erstellen eines Normtextes, das sich an den adiastematischen Neumen von St. Gallen (Hartker für die Antiphonen, Cantatorium und Einsiedeln für das Graduale) orientiert.
  
 4️⃣ Analyse der "Kompositionen", der centonischen Struktur der TextMelodien, sozusagen ein Lehrbuch der "ars cantilenae" zu schreiben. Diese Arbeit ist im Gange. 4️⃣ Analyse der "Kompositionen", der centonischen Struktur der TextMelodien, sozusagen ein Lehrbuch der "ars cantilenae" zu schreiben. Diese Arbeit ist im Gange.
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   * Mitarbeiter (Textarbeit, Universität Regensburg): **Martin Kaiser, Veronika Bader, Manuela Engl, Adrian Rauch, Jasmin Schlotterbeck, Susanne Schwarzmüller, Johannes Steinbach, Johannes Stettner** (Antiphonale Synopticum); **Anna Geiger, Armin-Martin Hofbauer, Stefan Jell, Yasmin Liebl, Ingrid Anna Wölfle, Florian Würsch** (Graduale Synopticum)   * Mitarbeiter (Textarbeit, Universität Regensburg): **Martin Kaiser, Veronika Bader, Manuela Engl, Adrian Rauch, Jasmin Schlotterbeck, Susanne Schwarzmüller, Johannes Steinbach, Johannes Stettner** (Antiphonale Synopticum); **Anna Geiger, Armin-Martin Hofbauer, Stefan Jell, Yasmin Liebl, Ingrid Anna Wölfle, Florian Würsch** (Graduale Synopticum)
  
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 ====== Grundsätzliche Überlegungen ====== ====== Grundsätzliche Überlegungen ======
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-===== Choral nicht allzeit das Selbe =====+===== Choral nicht allzeit ein- und dasselbe ===== 
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 +Für die Restauration am Übergang zum 20.s. war der Gregorianische Choral eine zeitlose religiös-liturgische Kulturäußerung, so ewig gültig wie die Dogmen des Tridentinischen Konzils. Dabei konnte man die Quellen keineswegs historisch zuordnen: Mp (12.Jh.) wurde für den Ur-codex gehalten, der zur Zeit von Papst Gregor (590–604) im Lateran an der goldenen Kette zur allgemeinen Einsicht auflag. Seine Melodien wurden zur Norm für das Graduale Romanum 1907. In Rhythmusfragen (Fragen der Artikulation) stützt sich das Graduale Romanum auf die St. Galler Neumen, eine bessere Wahl, ohne diese Handschrift vollkommen zu verstehen. Erst die Lektüre von codex Laon, in den 1960er Jahren für die Analyse hinzugezogen, entschlüsselte die St. Galler Neumen. Nun aber war die Quadratnotation des Graduale Romanum 1907 bereits etabliert. Seither wurde das Notenbild zwar melodisch redigiert (Graduale novum 2011), nicht aber artikulatorisch (rhythmisch). Vor allem hat der Äqualismus und die "Zählmethode von Solesmes" lange Zeit und bis heute die Entwicklung eines "sprechenden Rhythmus", eben der //Artikulation// verhindert.
  
-Für die Restauration am Übergang zum 20.Jh war der Gregorianische Choral eine zeitlose religiös-liturgische Kulturäußerung, so ewig gültig wie die Dogmen des Tridentinischen Konzils. Dabei konnte man die Quellen keineswegs historisch zuordnen: Mp (12.Jh.) wurde für den Ur-codex gehalten, der zur Zeit von Papst Gregor (590-604) im Lateran an der goldenen Kette zur allgemeinen Einsicht auflag. Seine Melodien wurden zur Norm für das Graduale Romanum 1907. In Rhytmusfragen (Fragen der Artikulation) stützt sich das Graduale Romanum auf die St.Galler Neumen, eine bessere Wahl, ohne diese Handschrift vollkommen zu verstehen. Erst die Lektüre von codex Laon, in den 1960er Jahren für die Analyse hinzugezogen, entschlüsselte die St.Galler Neumen. Nun aber war die Quadratnotation des Graduale Romanum 1907 bereits etabliert. Seither wurde das Notenbild zwar melodisch redigiert (Graduale Novum 2011), nicht aber artikulatorisch (rhythmisch). 
 ===== Die Melodiefrage ===== ===== Die Melodiefrage =====
  
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 Verzicht auf den Hals als Anfangszeichen einer Neume, aber Einsatz einer Quadrata mit Hals (Virga!?), wo Virga mit Episem notiert ist ist. Verzicht auf den Hals als Anfangszeichen einer Neume, aber Einsatz einer Quadrata mit Hals (Virga!?), wo Virga mit Episem notiert ist ist.
  
-Die diastematischen Handschriften resituieren die Melodie, wobei Bv34,A,Y die eigentlichen Quellen sind. Kl, Zw, Mod, ja manchmal auch schon Y zeigen die Entwicklung hin zur "zweiten Gregorianik" im 2.Millennium (Verlassen der si-Rezitation zum do, Hinwendung zur bestimmten Quart an Stelle der schwebenden Terz, Auffüllen von Sprüngen zur Tonleiter. Mp ist die Melodiequelle von Solesmes.+Die diastematischen Handschriften resituieren die Melodie, wobei Bv34,A,Y die eigentlichen Quellen sind. Kl, Zw, Mod, ja manchmal auch schon Y zeigen die Entwicklung hin zur "zweiten Gregorianik" im 2. Millennium (Verlassen der si-Rezitation zum do, Hinwendung zur bestimmten Quart an Stelle der schwebenden Terz, Auffüllen von Sprüngen zur Tonleiter). Mp ist die Melodiequelle von Solesmes.
  
 Die adiastematischen Handschriften modifizieren die Artikulation (Rhythmifizierung) des Textes. L und Ch notieren grundsätzlich die Endartikulation einer Neume, was E nicht tut; sie setzt das Wissen darum voraus. Die adiastematischen Handschriften modifizieren die Artikulation (Rhythmifizierung) des Textes. L und Ch notieren grundsätzlich die Endartikulation einer Neume, was E nicht tut; sie setzt das Wissen darum voraus.
  
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 Publikationen: Publikationen:
  
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 Beiträge zur Gregorianik 11, Regensburg 1991. Beiträge zur Gregorianik 11, Regensburg 1991.
  
-Xaver Kainzbauer, Ist das Quilisma ein Ton?,in:+Xaver Kainzbauer, Ist das Quilisma ein Ton?, in:
 Festschrift Georg Béres, Budapest ... Festschrift Georg Béres, Budapest ...
  
-Xaver Kainzbauer, DIE Offiziums-Antiphonen des PROTUS authenticus, eine centologische Untersuchung, unveröffentlicht, aber in omnigreg.at unter "comp_ant" zu finden.+Xaver Kainzbauer, Die Offiziums-Antiphonen des PROTUS authenticus, eine centologische Untersuchung, unveröffentlicht, aber in omnigreg.at unter "comp_ant" zu finden.
  
omnigreg/impressum.1595875947.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/07/27 18:52 von xaverkainzbauer