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neumen:neuma

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neumen:neuma [2020/06/30 08:08]
xaverkainzbauer [circulatio TT]
neumen:neuma [2024/02/12 10:23]
xaverkainzbauer [CLIMACUS]
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 +[[neumen:semiologia|⬅️]] **SEMIOLOGIA**<fc #ffffff>x</fc>
 ====== NEUMA ====== ====== NEUMA ======
  
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-===== Virga – Tractulus =====+=== Virga – Tractulus ===
  
 {{:neumen:e_virga_tractulus.png?300 |}} {{:neumen:e_virga_tractulus.png?300 |}}
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-==== Vrg und Trt bei Hartker ====+=== Vrg und Trt bei Hartker ===
  
 {{ :neumen:0400_vrg_001.png?350|}} {{ :neumen:0400_vrg_001.png?350|}}
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 vide [[ant:0623]] "quia per apostolum" vide [[ant:0623]] "quia per apostolum"
  
-==== Vrg und Trt in Mont Renaud ====+=== Vrg und Trt in Mont Renaud ===
  
 {{ :neumen:0006_mr_vrg.png?350|}} {{ :neumen:0006_mr_vrg.png?350|}}
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 ------------------------------------------------  ------------------------------------------------ 
      
-===== Uncinus – Punctum =====+=== Uncinus – Punctum ===
  
 {{:neumen:l_uncinus_punctum.png?300 |}} {{:neumen:l_uncinus_punctum.png?300 |}}
 {{ :neumen:0688_acuasta.png?140|}} {{ :neumen:0688_acuasta.png?140|}}
 Was in E/C/H die Virga ist, ist in L der Uncinus, ein geschwungener Tractulus mit "Aufstrich". Den Uncinus höher und tiefer schreibend wird der Tonhöhenverlauf in etwa nachgezeichnet (unvollkommene Diastemie). \\ Was in E/C/H die Virga ist, ist in L der Uncinus, ein geschwungener Tractulus mit "Aufstrich". Den Uncinus höher und tiefer schreibend wird der Tonhöhenverlauf in etwa nachgezeichnet (unvollkommene Diastemie). \\
-Leichte, praetonische Silben werden mit Punctum dargestellt. Diese Möglichkeit haben die St.Galler nicht (Ausnahme manchmal in C ), sie schreiben hier  [[neumen:litterae#c|celeriter]], oder setzen das Wissen um die Leichtigkeit der praetonischen Silben voraus. \\ +Leichte, praetonische Silben werden mit Punctum dargestellt. Diese Möglichkeit haben die St. Galler nicht (mit Ausnahme manchmal in C), sie schreiben hier [[neumen:litterae#c|celeriter]], oder setzen das Wissen um die Leichtigkeit der praetonischen Silben voraus. \\ 
-Bv entspricht dem mit seiner [[quellen:quellen_gr#acuasta|Acuasta]]. exemplum: CO [[grad:0688]] Narrabo "//mira//-bilia"\\ +Bv entspricht dem mit seiner [[quellen:quellen_gr#acuasta|Acuasta]], e.g. CO [[grad:0688]] Narrabo //"mira//-bilia"\\ 
-Die Virga in L kommt nur(?) als Teil einer Mehrtonneume  vor als melodischer Höhepunkt (cf.Pes, Scandicus) +Die Virga in L kommt nur (?) als Teil einer Mehrtonneume als melodischer Höhepunkt vor (cf. Pes, Scandicus)
  
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-===== Gravis =====+=== Gravis ===
  
 Der Gravis ist ein nach rechts fallender Tractulus. Er zeigt in den adiastematischen Handschriften einen besonders tiefen Ton an. E [[grad:0626]] "super uno pec-//ca//-tore".\\ Der Gravis ist ein nach rechts fallender Tractulus. Er zeigt in den adiastematischen Handschriften einen besonders tiefen Ton an. E [[grad:0626]] "super uno pec-//ca//-tore".\\
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-===== Bivirga – Tristropha =====+=== Bivirga – Tristropha ===
  
 {{:neumen:2vrg-3str.png?300 |}} {{:neumen:2vrg-3str.png?300 |}}
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 Die Bivirga und Tristropha zeigen reperkutierend den Mehrwert einer Silbe auf. Dabei kann man die  Bivirga als die //nicht kurrente// Form, die Tristropha als die //kurrente// Form der Amplifizierung ansehen.  Die Bivirga und Tristropha zeigen reperkutierend den Mehrwert einer Silbe auf. Dabei kann man die  Bivirga als die //nicht kurrente// Form, die Tristropha als die //kurrente// Form der Amplifizierung ansehen. 
  
-==== Bivirga urgens MR+Wc ====+=== Bivirga urgens MR+Wc ===
  
 {{ :neumen:7409_wc_bivirga_urgens.png?150|}} {{ :neumen:7409_wc_bivirga_urgens.png?150|}}
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 +=== Tristropha im melodischen Kontext ===
  
 ------------------------------------------------  ------------------------------------------------ 
  
-===== Die QUADRAT-Noten =====+=== Die QUADRAT-Noten ===
  
 Die Virga von St.Gallen und der Uncinus von Laon werden, wie üblich als **Quadrata** übertragen.\\ Die Virga von St.Gallen und der Uncinus von Laon werden, wie üblich als **Quadrata** übertragen.\\
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 {{ :neumen:1698_vrg_epis_xerg.png?400|}} {{ :neumen:1698_vrg_epis_xerg.png?400|}}
  
-––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––+{{ :neumen:0688_acuasta.png?150|}} 
 +––––––––––––––––––– 
 ====== ZWEISTUFIGE NEUMEN ====== ====== ZWEISTUFIGE NEUMEN ======
  
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-––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––+-------------
  
 {{ :neumen:gph_pes_clv_02.jpg?300|}}Die frühen adiastematischen Hss „**artikulieren**“ die Neumen, das heißt sie unterscheiden zwischen nicht kurrent (**nk**) und kurrent (**k**). Beim nkPes sind beide Töne gleich gewichtig, beim kPes ist der erste Ton leicht, machmal so leicht, dass er in verschiedenen Hss ganz wegfällt und nur eine Virga, der obere Ton, übrig bleibt (s.u.). Man könnte einen solchen kPes auch als „**Virga urgens**“ bezeichnen. {{ :neumen:gph_pes_clv_02.jpg?300|}}Die frühen adiastematischen Hss „**artikulieren**“ die Neumen, das heißt sie unterscheiden zwischen nicht kurrent (**nk**) und kurrent (**k**). Beim nkPes sind beide Töne gleich gewichtig, beim kPes ist der erste Ton leicht, machmal so leicht, dass er in verschiedenen Hss ganz wegfällt und nur eine Virga, der obere Ton, übrig bleibt (s.u.). Man könnte einen solchen kPes auch als „**Virga urgens**“ bezeichnen.
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 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
-====== PES ======+===== PES =====
  
-===== kPES =====+=== kPES ===
  
 **Das Problem** **Das Problem**
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 {{ :neumen:gph_pes_clv_05.jpg?300|}} {{ :neumen:gph_pes_clv_05.jpg?300|}}
  
-Eine der wesentlichen Konventionen der heutigen Musik (spätestens seit Klassik und Romantik) ist es, dass der musikalische Schwerpunkt auf 1, auf dem Textakzent, nach dem Taktstrich liegt. Dieses a-priori (Vorurteil) hat die Restauration des Gregorianischen Choral im 19.Jahrhundert bis heute geprägt; es gilt schon im Barock und der Renaissance nur eingeschränkt, gab es ja keine Taktstriche. Das Konzil von Trient (Palestrina, Editio mediceae), aber auch bereits die Zisterzienserreform des 12.Jahrhunderts stoßen sich daran, dass wichtige Silben nur auf einen Ton zu singen sind, während Nebensilben mehrere Töne tragen. Was die **Zisterzienser** vorsichtig und ansatzweise tun, wird in der **Editio medicaea** konsequent und brutal zu Ende geführt: die Melodien werden dem Musikverstand der Zeit  und dem Text wie man ihn damals betonte entsprechend angepasst. Nicht nur, dass im Frühmittelalter hebräische Namen noch auf der Endsilbe betont wurden (Jerusa**lém**) ist auch der Pes zum "mi" allein durch den Zielton "mi" bestimmt ([[grad:0039]]). Der erste Ton des kPes ist so leicht, dass er nur als ein "**portamento**", ein Anschleifen, keinesfalls als fixer Tonort darzustellen ist. Wäre er mehr, würde das Wort "Ieru**sá**lem" heißen. Bestätigt wird diese Sicht der Neumen durch den kPes auf der Binnensilbe des Proparoxytonon (PPO). +Eine der wesentlichen Konventionen der heutigen Musik (spätestens seit Klassik und Romantik) ist es, dass der musikalische Schwerpunkt auf 1, auf dem Textakzent, nach dem Taktstrich liegt. Dieses a-priori (Vorurteil) hat die Restauration des Gregorianischen Choral im 19.Jahrhundert bis heute geprägt; es gilt schon im Barock und der Renaissance nur eingeschränkt, gab es ja keine Taktstriche. Das Konzil von Trient (Palestrina, Editio mediceae), aber auch bereits die Zisterzienserreform des 12.Jahrhunderts stoßen sich daran, dass wichtige Silben nur auf einen Ton zu singen sind, während Nebensilben mehrere Töne tragen. Was die **Zisterzienser** vorsichtig und nur ansatzweise tun, wird in der **Editio medicaea** konsequent und brutal zu Ende geführt: die Melodien werden dem Musikverstand der Zeit  und dem Text wie man ihn damals betonte entsprechend angepasst. Nicht nur, dass im Frühmittelalter hebräische Namen noch auf der Endsilbe betont wurden (Jerusa**lém**) ist auch der Pes zum "mi" allein durch den Zielton "mi" bestimmt ([[grad:0039]]). Der erste Ton des kPes ist so leicht, dass er nur als ein "**portamento**", ein Anschleifen, keinesfalls als fixer Tonort darzustellen ist. Wäre er mehr, würde das Wort "Ieru**sá**lem" heißen. Bestätigt wird diese Sicht der Neumen durch den kPes auf der Binnensilbe des Proparoxytonon (PPO). 
-==== Der kPes auf der Binnensilbe des PPO ====+ 
 +=== Der kPes auf der Binnensilbe des PPO ===
  
 Vor allem am Ende von Sätzen, aber auch in Binnenposition werden die Binnensilben des PPOs (z.b.: dó-**mi**-nus) mit einem kPes versehen. Wenn der erste Ton des "kPes" so gesungen wird, wie es heute üblich ist: der erste Ton trägt das Gewicht der Silbe/Neume, so ruft und rief es die berechtigte Kritik der Zisterzienser und des Tridentinum hervor: "do-//mí//-nus" ist des zum Klang gekommenen Wort Gottes unwürdig. Nicht das Wort Gottes ist im Gregorianischen Choral schlecht vertont, sondern unser musikalisches Vorverständnis entspricht nicht dem 1.Jahrtausend.  Vor allem am Ende von Sätzen, aber auch in Binnenposition werden die Binnensilben des PPOs (z.b.: dó-**mi**-nus) mit einem kPes versehen. Wenn der erste Ton des "kPes" so gesungen wird, wie es heute üblich ist: der erste Ton trägt das Gewicht der Silbe/Neume, so ruft und rief es die berechtigte Kritik der Zisterzienser und des Tridentinum hervor: "do-//mí//-nus" ist des zum Klang gekommenen Wort Gottes unwürdig. Nicht das Wort Gottes ist im Gregorianischen Choral schlecht vertont, sondern unser musikalisches Vorverständnis entspricht nicht dem 1.Jahrtausend. 
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- +=== Der kPes/Virga urgens als Akzent auf einer Rezitation ===
- +
-==== Der kPes/Virga urgens als Akzent auf einer Rezitation ====+
  
 Pes 1-3TonNeume Pes 1-3TonNeume
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 === andere  === === andere  ===
 [[ant:7082]] "fecit mi-//hi//" [[ant:7082]] "fecit mi-//hi//"
-===== nkPES =====+=== nkPES ===
  
 Beide Töne haben Gewicht. Beide Töne haben Gewicht.
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-===== eintoniger PES =====+=== eintoniger PES ===
  
-Es geht nicht um das Schriftzeichen, sondern um das Klangereignis einer Silbe.+Es geht nicht um das Schriftzeichen, sondern um das Klangereignis einer Silbe.\\  
 +cf.: [[rp_hmr:0905]] H contra MR\\ 
 +[[grad:0024]] <fc #4682b4>"et //é//-go"</fc>. in Bv, A, Y nur ein Ton. 
 +[[grad:0621]] <fc #4682b4>"//fá//-ciem"</fc>.Bv (Mod,Mp) ein Ton. 
 +• [[grad:0684]] <fc #4682b4>"cog-//nós//-ce"</fc>. Ch, E, Kl zwei Töne; L, Bv, A , Y ein Ton. 
 + 
  
- +=== ein- bis dreitoniger Pes ===
-==== ein- bis dreitoniger Pes ====+
  
 {{ :neumen:pes_comm11.jpg?200|}} {{ :neumen:pes_comm11.jpg?200|}}
 Die Tonanzahl ist kein adäquates Maß die Neumen/Silben zu erklären, die Anzahl der Stufen schon: Der Pes ist eine zweistufige Neume/Silbe nach oben, ein- bis dreitönig. Die Tonanzahl ist kein adäquates Maß die Neumen/Silben zu erklären, die Anzahl der Stufen schon: Der Pes ist eine zweistufige Neume/Silbe nach oben, ein- bis dreitönig.
  
 +Pes in MR
 +Pes disgregatus.
  
 +eintoniger Pes e.g.: "ibi éum vidébitis" [[ant:7742]] 
 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
  
  
-====== CLIVIS ======+===== CLIVIS =====
  
 {{ :neumen:2clv.png?200|}} {{ :neumen:2clv.png?200|}}
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-==== Clv connect ====+=== Clv cop ===
  
 In ihrer weiterfürend- verbindenden Funktion steht die Clivis am Ende eines Centos. In ihrer weiterfürend- verbindenden Funktion steht die Clivis am Ende eines Centos.
  
  
 +=== Trigon ===
 +
 +immer zwei gleich hohe Töne und meist fallende Terz.
 +
 +Sandhove sitzt in NR p.[10],l.2  "quid" der do-Revision in Ka. auf!
 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
 ====== DREISTUFIGE NEUMEN ====== ====== DREISTUFIGE NEUMEN ======
  
-====== SCANDICUS ====== +===== SCANDICUS ===== 
  
 Der Scandicus (**<fc #4682b4>Sca</fc>**) ist ein übersteigerter, verlängerter und damit verstärkter Pes, eine weitere Akzentneume. Die drei aufsteigenden Stufen  Der Scandicus (**<fc #4682b4>Sca</fc>**) ist ein übersteigerter, verlängerter und damit verstärkter Pes, eine weitere Akzentneume. Die drei aufsteigenden Stufen 
Zeile 279: Zeile 293:
 Ein besonderer Fall ist die Quintintonation des 1.Modus. Beim Sca-23 (re-la-si) ist der erste Ton so leicht, dass er wie im kPes sogar entfallen kann. Das bestätigt Ang. Ist durch praetonische Silben das "re" bereits etabliert, so verwendet Ang für den Akzent eine besondere Neumengraphie: Oriscus mit angebundenem kPes ([[grad:0491]]).  Fehlen praetonische Silben, so schreibt Ang wie alle anderen auch Pes ([[grad:0026]]). Ein besonderer Fall ist die Quintintonation des 1.Modus. Beim Sca-23 (re-la-si) ist der erste Ton so leicht, dass er wie im kPes sogar entfallen kann. Das bestätigt Ang. Ist durch praetonische Silben das "re" bereits etabliert, so verwendet Ang für den Akzent eine besondere Neumengraphie: Oriscus mit angebundenem kPes ([[grad:0491]]).  Fehlen praetonische Silben, so schreibt Ang wie alle anderen auch Pes ([[grad:0026]]).
  
-Zum Salicus ist zu sagen: in gewisser Weise steht der Orisus für einen  Nicht-Ton!?+Zum Salicus ist zu sagen: in gewisser Weise steht der Oriscus für einen  Nicht-Ton!?
  
 cf.[[ant:0303]],  cf.[[ant:0303]], 
  
-–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– +––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 
-====== TORCULUS  ======+===== TORCULUS  =====
  
 {{ :neumen:gph_trc_01.jpg?200|}} {{ :neumen:gph_trc_01.jpg?200|}}
Zeile 317: Zeile 331:
 In Bv zeigt ein waagrechter Anstrich an, dass der Ton zuvor tiefer oder gleich hoch ist. Ein fallender Anstrich weist auf einen höheren Ton zuvor hin. Die Graphien von Bv sind mehr an Melodienverläufen interessiert, als an Artikulation.  In Bv zeigt ein waagrechter Anstrich an, dass der Ton zuvor tiefer oder gleich hoch ist. Ein fallender Anstrich weist auf einen höheren Ton zuvor hin. Die Graphien von Bv sind mehr an Melodienverläufen interessiert, als an Artikulation. 
 ------------------------------------------------ ------------------------------------------------
-===== Torculus mit Anfangsartikulation =====+=== Torculus mit Anfangsartikulation === 
 + 
 +===== Trc i.d. =====
  
 <fc #008080>Torculus initio debilis (Trc i.d.) - Torculus specialis</fc> <fc #008080>Torculus initio debilis (Trc i.d.) - Torculus specialis</fc>
Zeile 339: Zeile 355:
  
  
-===== Clivis urgens = Torculus initio debilis (-Pes flexus) =====+=== Clivis urgens = Torculus initio debilis (-Pes flexus) ===
  
  
 Der **Torculus initio debilis** (mit schwachem Anfang, oft einfach **Torculus specialis** genannt) besser als **Clivis urgens** bezeichnet, wird in drei speziellen sprachlichen (elucotorischen) Kontexten verwendet. Als  Der **Torculus initio debilis** (mit schwachem Anfang, oft einfach **Torculus specialis** genannt) besser als **Clivis urgens** bezeichnet, wird in drei speziellen sprachlichen (elucotorischen) Kontexten verwendet. Als 
 {{ :neumen:gph_trc_avb.jpg?350|}}\\ {{ :neumen:gph_trc_avb.jpg?350|}}\\
-• Akzentvorbereitender Torculus, (parans accentum) "Trc par" als\\ +• Akzentvorbereitender Torculus, (parans accentum) "TrcPAR" als\\ 
-• Wortartikulationstorculus oder (verbum finiens) "Trc fin" als\\ +• Wortartikulationstorculus oder (verbum finiens) "TrcFIN" als\\ 
-• Intonationstorculus, einen Satz eröffnend (sententiam intonans) "Trc int".+• Intonationstorculus, einen Satz eröffnend (sententiam intonans) "TrcINT".
  
-=== Trc par ===+=== TrcPAR ===
  
 **<fc #008080>Akzent vorbereitend = accentum parans = Trc par</fc>**\\ **<fc #008080>Akzent vorbereitend = accentum parans = Trc par</fc>**\\
Zeile 358: Zeile 374:
  
  
-=== Trc fin ===+ 
 +vide: [[ant:7380]]   "et //ad// ignem" 
 + 
 +------- 
 +=== TrcFIN ===
  
 **<fc #008080>Wort artikulierend = verbum finiens = Trc fin</fc>**\\ **<fc #008080>Wort artikulierend = verbum finiens = Trc fin</fc>**\\
Zeile 371: Zeile 391:
  
 vide et: [[ant:0070]] "petitiones vestrae", [[ant:7363]] "per totum mundum". vide et: [[ant:0070]] "petitiones vestrae", [[ant:7363]] "per totum mundum".
-==== Trc int ==== +------- 
- +=== TrcINT === 
 + 
 +[[neuma:TrcINT| ▶️]] 
 + 
 +<fc #ff0000>zum 1.Ton des TrcINT vide</fc> [[grad:0050]] 
 {{  :neumen:0162_trc.i.d.png?400| }} {{  :neumen:0162_trc.i.d.png?400| }}
  
Zeile 382: Zeile 407:
 Auf die Frage, wie denn nun ein Torculus specialis / eine Clivis urgens (Namen sind Festlegung eines a priori/eines Vorurteils) zu singen sei, gibt es drei Antworten Auf die Frage, wie denn nun ein Torculus specialis / eine Clivis urgens (Namen sind Festlegung eines a priori/eines Vorurteils) zu singen sei, gibt es drei Antworten
  
-a) Der erste Ton fällt aus, oder nicht (JBG). Das passt nicht in die so einheitliche Tradition der gregorianischen Melodien.+a) Der erste Ton fällt aus, oder nicht (JBG). Das entweder / oder passt nicht in die so einheitliche Tradition der gregorianischen Melodien.
  
 b) Der erste Ton wird ganz bewusst //kaum// gesungen (GJ). Psychologisch gesehen ein Widerspruch in sich. Dieser Satz erinnert an den Blick des Kaninchens auf die Schlange. In der Praxis wird dann der Ton zwar kurz, aber sehr pointiert gesungen. b) Der erste Ton wird ganz bewusst //kaum// gesungen (GJ). Psychologisch gesehen ein Widerspruch in sich. Dieser Satz erinnert an den Blick des Kaninchens auf die Schlange. In der Praxis wird dann der Ton zwar kurz, aber sehr pointiert gesungen.
Zeile 392: Zeile 417:
 oder „Clivis emphatica“ (Wir haben uns letztendlich auf "Clivis urgens" festgelegt) ?! Ist dieses Phänomen nicht auch bei der [[neumen:neuma#bivirga_tristropha|Bivirga]] zu sehen? Ja, ist es nicht für den kPes hundertfach konstitutiv. Nennen wir dieses Phänomen "**portamento**". oder „Clivis emphatica“ (Wir haben uns letztendlich auf "Clivis urgens" festgelegt) ?! Ist dieses Phänomen nicht auch bei der [[neumen:neuma#bivirga_tristropha|Bivirga]] zu sehen? Ja, ist es nicht für den kPes hundertfach konstitutiv. Nennen wir dieses Phänomen "**portamento**".
  
-Der Intonationstorculus der Psalmodie im 7.Ton (Tetrardus authenticus) kann also eine //Dreitonneume// sein, sich zur //Zweitonneume// reduzieren, oder (initium debilis //und// Liqueszenz bedenkend) zum //eintonigen// Cephalicus reduzieren. In E ist grundsätzlich der erste Ton (solentfallen; je nach Text stehen Clivis oder Cephalicus, die Zisterzienserreform (Zt) geht dabei mit. Bv, A+Y, Mod, Ang schreiben immer den vollen Intonationstorculus aus. Kl schreibt nur einen Ton, vermeidet die Tonwiederholung und eröffnet die Psalmodie mit "si" und "do-re". Leider haben die deutschen Benediktiner in ihrem dt.Antiphonale diese Form gewählt und nicht das richtigere "do" - "do-re".\\+Der Intonationstorculus der Psalmodie im 7.Ton (Tetrardus authenticus) kann also eine //Dreitonneume// sein, sich zur //Zweitonneume// reduzieren, oder (initium debilis //und// Liqueszenz bedenkend) zum //eintonigen// Cephalicus reduzieren. In E ist grundsätzlich der erste Ton "solentfallen; je nach Text stehen Clivis oder Cephalicus, die Zisterzienserreform (Zt) geht dabei mit. Bv, A+Y, Mod, Ang schreiben immer den vollen Intonationstorculus aus. Kl schreibt nur einen Ton, vermeidet die Tonwiederholung und eröffnet die Psalmodie mit "si" und "do-re". Leider haben die deutschen Benediktiner in ihrem dt.Antiphonale diese Form gewählt und nicht das richtigere "do" - "do-re".\\
 Ein schönes Beispiel für die ganze Problematik ist das späte AL [[ant:1660]] bei "//mun//di crimina". Nur Benevent und Modena tradieren dieses Alleluia. Mod mit vollem Intonationstorculus, Bv mit Cephalicus, dessen Graphie unter keinen Umständen einen zweiten Ton zulässt. Ein schönes Beispiel für die ganze Problematik ist das späte AL [[ant:1660]] bei "//mun//di crimina". Nur Benevent und Modena tradieren dieses Alleluia. Mod mit vollem Intonationstorculus, Bv mit Cephalicus, dessen Graphie unter keinen Umständen einen zweiten Ton zulässt.
  
-Der Intonationstorculus steigt über die Quart oder Terz, unisonisch zum vorhergehenden Ton, auf. So die gängige Lehre. Wir schreiben grundsätzlich nur Quart-Torculus, um ihn in seiner Funktion besser erkennbar zu machen. Sein erster "Ton" ist so unbestimmt, er hat keine Ton"höhe". vide: RP "Peto domine" [[ant:7568]] "peccatis" in codex Wc.+Der Intonationstorculus steigt über die Quart oder Terz, unisonisch zum vorhergehenden Ton, auf. So die gängige Lehre. Wir schreiben grundsätzlich nur Quart-Torculus, um ihn in seiner Funktion besser erkennbar zu machen. Sein erster "Ton" ist so unbestimmt, er hat keine Ton"höhe". vide: RP "Peto domine" [[ant:7568]] "peccatis" in codex Wc. Vor allem siehe: CO Ecce virgo [[grad:0641]] und das “inferius' in E auf dem "ersten Ton" des Trc. 
 + 
 +[[ant:7443]] <fc #4682b4>"//un-i//-versum"</fc> 
 + 
 +[[grad:0690]] "Nemo te" Sonderfall
 ------------------------------------------------ ------------------------------------------------
-===== Torculus k – nk =====+ 
 + 
 +=== Torculus k – nk ===
  
  
Zeile 409: Zeile 440:
 aber: aber:
 [[ant:0045]],[[ant:1152]],[[ant:0110]] [[ant:0045]],[[ant:1152]],[[ant:0110]]
-==== Trc ter ====+=== Trc ter ===
  
 **<fc #008080>Torculus am Satzende = Torculus sententiam terminans = Trc ter</fc>**\\ **<fc #008080>Torculus am Satzende = Torculus sententiam terminans = Trc ter</fc>**\\
-Schließt ein Torculus einen ganzen Satz, ein ganzes Stück ab, so ist er immer ein nicht-kurrenter Torculus (nkTrc) und steht ohne Rücksicht auf Akzente auf der //vorletzten// Silbe +Schließt ein Torculus einen ganzen Satz, ein ganzes Stück ab, so ist er immer ein nicht-kurrenter Torculus (nkTrc) und steht ohne Rücksicht auf Akzente auf der //vorletzten// Silbe
  
  
Zeile 419: Zeile 450:
  
 ------------------------------------------------ ------------------------------------------------
-===== 2-4 toniger Torculus ===== +=== 2-4 toniger Torculus === 
  
 G0480 "proxi-mae" G0480 "proxi-mae"
Zeile 425: Zeile 456:
 [[ant:0861]] etc. [[ant:0861]] etc.
  
- +=== CAD dt === 
 +Die Kadenz des Deuterus ist ein kTrc mit strophischem Ende, wie bei allen CAD folgt auf der Endsilbe Clv.
 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
-====== PORRECTUS ======  +===== PORRECTUS =====  
  
-Der Porrectus (porrigere - lat.: wieder aufrichten) (**<fc #4682b4>Prr</fc>**) ist eine Dreistufenneume hoch-tief-hoch.\\  +Der Porrectus (lat. porrigere: wieder aufrichten) (**<fc #4682b4>Por</fc>**) ist eine Dreistufenneume hoch-tief-hoch.\\  
-Anders als der Torculus verbreitert der Porrectus eine Silbe kaum, er streckt sich auf die nächste hin aus, er treibt weiter (WS).Man könnte ihn ein in Melodie umgesetztes [[neumen:litterae#c_-_st_-_x|statim]] nennen: obwohl er abrundet, treibt er noch mehr weiter. Obwohl der Porrectus grundsätzlich eine kurrente Neume ist, verlangt der Kontext in wenigen Fällen (ca.10%) einen ruhigen, nicht-kurrenten Vortrag der Neume.+Anders als der Torculus verbreitert der Porrectus eine Silbe kaum, er streckt sich auf die nächste hin aus, er treibt weiter. Man könnte ihn ein in Melodie umgesetztes [[neumen:litterae#c_-_st_-_x|statim]] nennen: obwohl er abrundet, treibt er doch mehr weiter. Der Porrectus ist grundsätzlich eine kurrente Neume, in wenigen Fällen verlangt der Kontext (ca.10%) aber einen ruhigen, nicht-kurrenten Vortrag der Neume.
  
  
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-–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– +–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 
-====== CLIMACUS ======+===== CLIMACUS ===== 
 +{{ :neumen:clm_k-ia-nk.png?300|}} 
 +Der Climacus (**<fc #4682b4>Clm</fc>**) ist eine Dreistufenneume hoch - tief - tiefer. Er ist eine erweiterte Clivis und beruhigt, rundet ab, vor allem verbreitert er ohne zu betonen. Er lässt Zeit zum Nachdenken. Sehr deutlich wird diese Funktion im [[cantillatio:cantillatio#exsultet|Exsultet]] am Ende jeder Prex. \\ 
 +▪️ Das GR kennt nur eine Form des Clm, eine Virga (Quadrata mit Hals) gefolgt von zwei Rhomben und malt damit den kClm von G ab. G + L verwenden hingegen drei Formen des Clm: kurrent - nicht kurrent und Clm mit Anfangsartikulation (climacus initio articulatus ia). \\ 
 +▪️ Die Virga(-graphie) am Beginn der Neume in G bedeutet keine Mehrwertigkeit, sie zeigt den melodischen Höhepunkt an und hat den Wert der folgenden Graphie: Folgt ein Punktum (Clm - - 3) ist sie kurrent. Folgt ein Tractulus (Clm 1 2 3) ist sie nicht kurrent. Soll diese Virga nicht kurrent sein, obwohl ein Punktum folgt, muss sie episemiert sein (Clm 1 - 3). \\ 
 +▪️ L + Ch schreiben den letzten Ton der Neume immer endartikuliert ( L Uncinus statt Punctum, Ch Tractulus satt Punctum). Die St.Galler Tradition notiert diese Endartikulation jeder Silbe/Neume grundsätzlich nicht, sie setzt sie als selbstverständlich voraus.\\ 
 +▪️ Ch + MR kennen nur mehr zwei Formen des Clm k - nk, wobei Ch den mittleren Ton des Clm immer kleiner notiert als die beiden anderen, die Graphie steht also näher bei Clm 1-3 als bei Clm 123. MR verwendet verbundene (--3) und getrennte (123) Graphie, allerdings entspricht die Verwendung der beiden Formen nicht mehr eindeutig den Graphien in G + L.\\ 
 +▪️ A+Y und Bv kennen nur mehr eine Form des Clm. Die graphischen Unterschiede in Bv sind nur mehr melodische Hinweise, ohne artikulatorische Bedeutung. Ebenso in Ch + MR: der Abstrich indiziert ein größeres Intervall.
  
-Der Climacus (**<fc #4682b4>Clm</fc>**) ist eine Dreistufenneume hoch - tief - tiefer. Er ist eine erweiterte Clivis und beruhigt, rundet ab, vor allem verbreitert er, ohne zu betonen. Er lässt Zeit zum Nachdenken. 
  
-(Exsultet Präfation: am Ende jeder Prex !) 
  
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 + 
 + 
 +=== Biv sbp ==== 
 + 
 +{{:neumen:nma_3bivsbp.png?180 |}} 
 +Bivirga subpunctis, oder anders gesagt: ein Clm am ersten Ton amplifiziert.  
 + 
 +vide: [[cento_rp:cent_8o#auth|RP8 CENTO Ω]]\\ 
 +e.g.: [[ant:7059]] <fc #4682b4>"//le//-gem"</fc>  
 + 
 +––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
 ====== VIERSTUFIGE NEUMEN ====== ====== VIERSTUFIGE NEUMEN ======
  
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-====== Torculus resupinus ====== +==== TrcRes ==== 
-Der Torculus resupinus (**<fc #4682b4>Trc res</fc>**)+Der Torculus resupinus (**<fc #4682b4>CAD mikro</fc>**) 
 + 
 +**<fc #ff0000>CAD mikro</fc>** 
 + 
 +==== PorPrp ==== 
 +**Porrectus praepunctis**\\ 
 +**G-Por** 
 + 
 +Der Torculus resupinus mit Anfangsartikulation wird von uns **Porrectus praepunctis** genannt, um smit dem Namen seiner Graphie zu entspreche 
  
-**<fc #ff0000>T-Kadenz</fc>** 
  
-–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– +––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 
-===== Por flx ===== +==== Por flx ==== 
  
 (**<fc #4682b4>Porrectus flexus</fc>**) (**<fc #4682b4>Porrectus flexus</fc>**)
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 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
-===== Pes sbp =====    +==== PesSbp ====    
  
-Der **<fc #4682b4>Pes subpunctis</fc>** ist ein Torculus (Pes flexus), der in der selben Richtung weiterführt. Elucotorisch bezeichnet diese Neume ein nachdenkenswertes Wort. GJ umschrieb die Bedeutung dieser Neume mit "ihr werdet euch noch wundern" und "darüber könnte man eine ganze Predigt halten" cf.: [[ant:0335]],[[ant:0723]]. +Der **<fc #4682b4>Pes subpunctis</fc>** ist ein Torculus (Pes flexus), der in der selben Richtung weiterführt. Elucotorisch bezeichnet diese Neume ein nachdenkenswertes Wort. GJ umschrieb die Bedeutung dieser Neume mit "ihr werdet euch noch wundern" und "darüber könnte man eine ganze Predigt halten" cf.: [[ant:0335]], [[ant:0723]], [[ant:1180]]a
  
 {{ :neumen:4pes_sub.png?600 |}} {{ :neumen:4pes_sub.png?600 |}}
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 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
-===== Clv spp =====+==== Clv spp ====
  
  
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-===== Scandicus flexus =====   +==== Sca flx ====   
  
 Der Scandicus flexus (**<fc #4682b4>Sca flx</fc>**) ist... Der Scandicus flexus (**<fc #4682b4>Sca flx</fc>**) ist...
  
 +Der ScaFlx 1234 [[neuma:scaflx_1234|Doppelpunkt]] Scandicus flexus nicht kurrent
 +–––––––––––––––––––––––––––
 +==== Clm res ====  
  
-–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– +Der Climacus resupinus (**<fc #4682b4>ClmRes</fc>**) ist eine Neume des Protus und eher selten.   
-===== Climacus resupinus =====   +(12 Fälle im AN-OFF). Grundsätzlich ist sie kurrent, in 2 Fällen aber anfangsartikuliert.
- +
-Der Climacus resupinus (**<fc #4682b4>Clm res</fc>**) ist eine eher seltene Neume  +
-(12 Fälle im AN-OFF) und gehört zum Protus. Grundsätzlich ist sie kurrent, in 2 Fällen aber anfangsartikuliert.+
  
 Der Climacus resupinus hat eine fest umrissene elucotorische Aufgabe.  Der Climacus resupinus hat eine fest umrissene elucotorische Aufgabe. 
-Er steht auf der letzten Silbe vor dem letzten Wort eines Satzes, wenn dieser den Haupt/Zielakzent trägt.                          +Er steht auf der letzten Silbe vor dem letzten Wort eines Satzes, wenn diese den Haupt/Zielakzent trägt.  e.g.: [[grad:0035]]                        
  
-Am Schluß eines Sprachbogens kann auch der Zielakzent nur tief liegen. Seine Wichtigkeit hörbar zu machen, hebt sich die Melodie kurz vorher an und staut (im Climacus resupinus), bevor der Akzent meist im Satzende-Torculus auf der Finalis erreicht wird. +Am //Schluß// eines Sprachbogens kann auch der Zielakzent nur tief liegen. Seine Wichtigkeit hörbar zu machen, hebt sich die Melodie kurz vorher an und staut (im Climacus resupinus), bevor der Akzent meist im Satzende-Torculus auf der Finalis erreicht wird. 
  
  
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 -------------------------------------------------------------------------------------------------- --------------------------------------------------------------------------------------------------
  
-===== circulatio ==== +==== circulatio ====   
 +{{:neumen:nma_circulatio.png?150 |}} 
 +Clivis suprapunctis flexus  (**<fc #4682b4>ClvSppFlx</fc>**)\\ 
 +GJ nennt sie das Ur-Melisma. Die formale Eingrenzung dieser Neume ist schwierig. In ihrer Grundform ist sie 5tonig/stufig und kurrent.
  
 <fc #008080>applicatio = Zuneigung</fc> <fc #008080>applicatio = Zuneigung</fc>
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-==== circ nk  ==== 
  
-in MR, selten aber auch in H +circulatio\\ 
-   +circulatio2\\ 
--------------------------------------------------------------------------------------------------- +circulatio urgens.\\ 
- +[[ant:7746]]  "vel iudam" circulatio urgens. Das Portamento hat keine bestimmte Tonhöhe cf.: Tableau et MR !
-==== circulatio PR ==== +
  
-Clivis suprapunctis flexus  (**<fc #4682b4>Clv spp flx</fc>**)+[[nma_indiv:circulatio|↘️]]
  
-Diese Fünfstufenneume +---------
  
 +==== Sca4 flx ==== 
 +{{:neumen:nma_5sca4flx.png?150 |}}
 +(**<fc #4682b4>Sca4 flx</fc>**) Die Neume ist mehrmals die Eröffnung des Cento E im RP8.
  
- 
-{{:cento_an:gph_pr1_fml_applicatio_0.jpg |}} 
- 
-{{ :cento_an:0024_fml_applicatio.jpg?400|}} 
- 
-Die formale Eingrenzung dieser Neume ist schwierig. In ihrer Grundform ist sie 5tönig, eine kurrente Clivis suprapunctis flexus, die jedoch in MR meist als Porrectus flexus 4tönig mit Quilisma notiert ist.  
- 
-Auch H kennt diese Notation [[ant:1899]], [[ant:1900]]), dann aber immer mit episemierten Clives. Man kann also annehmen, dass vergleichbar Bivirga und Tristropha hier eine kurrente und nicht kurrente Form der selben Neume vorliegt: die selbe Dauer bei unterschiedlicher Schwere [[ant:0055]]. 
- 
-{{:cento_an:gph_pr1_fml_applicatio_1.jpg?300 |}} 
- 
-Die Neume kann aber auch eine kurrente Bewegung, ein portamento vorgesetzt haben: "applicatio urgens", wohl ein unisonischer Anschluss zum vorherigen Ton. Ob dieser unisonische Anschluss auch in der Mediatio der 2.Zeile der O-Antiphonen gilt, ist nicht zu belegen.  
-Einige Male wird die Neume auch auf zwei Silben aufgeteilt.  
- 
-{{ :cento_an:1061_fml_applicatio.jpg?400|}} 
- 
-In Antiphonen des 1.Modus (PR1) steht sie am Ende des Cento INC 5Pes, wenn die Rezitationsebene "la" heruntertransformiert wird zum "sol". Die "Clivis suprapunctis flexus" ist dann erweitert zur 6tönigen "Clivis suprapunctis subpunctis". Auch hier ist die Frage zu stellen, ob der Oriscus am Ende ein eigener Ton sein soll, oder bloß Signal, einen neuen Cento zu beginnen. Das vorliegende Beispiel 0776 ist durchaus repräsentativ: Fast alle schreiben ein 7. Zeichen, die meisten ein Oriscus-Zeichen (!?). In Kl und Bv21 hat die Neume nur 6 Töne (!). 
- 
-Auch die Namensgebung ist schwierig. Die formelhafte Verwendung der Neume im 1.Modus INC 5Pes verbietet für GJ eine emotional relevante Benennung. Er nennt sie "Urmelisma". Uns erscheint sie jedoch sehr wohl auf eine emotionale Hinwendung zu einer Person oder Sache hinzuweisen. Wir nennen sie daher "applicatio". 
- 
-In MR ist diese Neume nicht selten mit Clv und Trc i.d. notiert [[grad:0045]] "in con-//spec//-tu tuo". Das spricht ebenfalls für die Kurrenz. 
--------------------------------------------------------------------------------------------------- 
-==== circulatio TT ==== 
- 
-Die circulatio, die als **NMA appl** (Neume der Zuneigung) im **PROTUS** vorkommt und dort eben diese Funktion hat, ist im **TETRARDUS** als **NMA circ** konstitutiver Bestandteil des **[[cento_an:tt8_nov#nov_princ | 8NOV princ]]**. 
- 
-Die circulatio kann auch auf zwei Silben aufgeteilt sein, so z.B. im Cento A der RP des 8.Modus a.e.:  [[ant:7149]], behält dabei aber den Charakter der "applicatio = Zuneigung. 
 -------------------------------------- --------------------------------------
-===== Pes subpunctis resupinus===== + 
 +==== PesSbpRes ==== 
  
 (Pes sbp res) (Pes sbp res)
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 -------------------------------------------------------------------------------------------------- --------------------------------------------------------------------------------------------------
-===== Scandicus subpunctis ===== +==== Sca sbp ==== 
  
 (Sca sbp) (Sca sbp)
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-===== Clm 5g ===== +==== Clm 5g ==== 
  
 (Sca cum 5 gradu) (Sca cum 5 gradu)
 Eine Neume, die wohl nicht zum authentischen Choral gehört. Eine Neume, die wohl nicht zum authentischen Choral gehört.
 +
 +
 +==== ScaFlxR ==== 
 +
 +Scandicus flexus resupinus
 +
  
  
Zeile 614: Zeile 657:
 -------------------------------------------------------------------------------------------------- --------------------------------------------------------------------------------------------------
  
-===== Sca sbp res =====  +==== Sca sbp res ====  
  
-[[ant:2203]]+**<fc #ff0000>CAD mega</fc>** 
 +[[ant:7167]] "legi-//time//", [[grad:0747]] "//die//" etc.
  
-**<fc #ff0000>S-Kadenz</fc>**+ 
 +{{ :neumen:cad_mega.png?270|}} 
 +Diese Neume bildet mit der üblich folgenden Clivis die häufigste Kadenz des Repertoires. In St.Gallen ist sie immer am Gipfelton artikuliert (Virga mit Episem), die beiden Töne davor sind fast immer mit Punktum notiert, das heißt, sie beschleunigen zum Gipfelton hin. 
 +Sehr selten wird die CAD mit Strichlein (Tractulusgraphien) eingeleitet. Die gesamte CAD ist dann breit(er) zu nehmen a.e.: [[grad:0011]].\\ 
 +MR schreibt an Stelle des einleitenden Sca einen Pes quilismaticus. Es handelt sich dabei nicht um eine andere Neume, sondern man könnte den qPes in MR als die nicht kurrente Form, des sehr kurrenten Sca in St.Gallen bezeichnen. Nicht verwechseln sollte man diese Neume mit der CAD micro.\\ 
 +Über diesen Unterschied an der grundsätzlich selben Neume hinaus, verwendet MR sehr oft an Stellen, wo St.Gallen  CAD mega schreibt  CAD micro. Möglicherweise manifestiert sich hier eine Diskrepanz zwischen westlicher frOc-Tradition und östlicher frOr-Tradition. 
 + 
 +Die CAD mega steht vor allem im Mess-Repertoire keineswegs nur am Ende, sie kann ein wichtiges Wort innerhalb des Satzes, oder auch am Anfang abrunden, ausbreiten, a.e.: [[grad:0686]], [[grad:0689]], [[grad:0710]]. 
 + 
 +Die **CAD mega D** (über die große Terz = Dur) ist die Kadenz des 5., 6., 7. und 8. Modus.\\ 
 +Die **CAD mega m** (über die kleine Terz = moll) ist die Kadenz des 1. und 2. Modus.\\ 
 +Im 3. und 4. Modus nimmt diese Funktion die **CAD dt** ein. 
 + 
 +[[ant:7335]] <fc #4682b4>"//mun//-di"</fc>  nk Einstieg !
 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
  
-===== Pes sbp res flx =====  +==== Pes sbp res flx ====  
  
 Trc+Trc mit Osc verbunden Trc+Trc mit Osc verbunden
Zeile 628: Zeile 685:
  
 [[ant:1028]]  "me" [[ant:1028]]  "me"
-––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––+––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 
 +==== Pes sbp spp ====   
 + 
 +**<fc #ff0000>verb 8</fc>** 
 + 
 +Hebt im 8. Modus ein wichtiges Wort hervor. Steht üblicherweise in Verbindung mit Cento Ω. 
 + 
 + 
 + 
 +–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 
 +==== Por sbp res  ====   
 +{{:neumen:nma_6porsbpres.png?200 |}} 
 + 
 + 
 +Leitet im Cento RP8 Ω mehrmals INCCAD ein, wenn darauf ein PO folgt. Folgt PPO, so übernimmt diese Aufgabe die [[neumen:neuma#:bivisbp |Bivirga subpunctis]]. 
 + 
 + 
 + 
 + 
 +–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 
 +====== SIEBENSTUFIGE NEUMEN ====== 
 + 
 + 
 +==== Clv spp sbp res ====   
 + 
 +**<fc #ff0000>CAD dt mega</fc>** 
 + 
 +CAD- Formel der Responsorien des 3.Modus 
 + 
 + 
 + 
 + 
 + 
 +-------------------------------------------------------------------------------------------------- 
neumen/neuma.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/28 08:51 von xaverkainzbauer