Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.
Beide Seiten der vorigen Revision Vorhergehende Überarbeitung Nächste Überarbeitung | Vorhergehende Überarbeitung | ||
neumen:neuma [2019/08/30 15:07] xaverkainzbauer [applicatio TT] |
neumen:neuma [2024/02/28 08:51] xaverkainzbauer [SCANDICUS] |
||
---|---|---|---|
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
+ | [[neumen: | ||
====== NEUMA ====== | ====== NEUMA ====== | ||
+ | |||
Eine Neume (griech.: Wink, das Zunicken) ist das Handzeichen, | Eine Neume (griech.: Wink, das Zunicken) ist das Handzeichen, | ||
- | Neumen werden üblicherweise nach ihrer Tonanzahl definiert, was nur dann sinnvoll | + | Neumen werden üblicherweise nach ihrer Tonanzahl definiert, was nur dann sinnvoll |
**<fc # | **<fc # | ||
- | Um Wittgensteins "a rose is a rose is a rose" abzuwandeln: | + | "Eine Neume ist eine Silbe, eine Silbe ist eine Neume" |
**<fc # | **<fc # | ||
- | Die Anregung zu diesem Axiom ging von L. Agustoni aus. Als er bei den Gregorianikkursen in Essen von seinem | + | Die Anregung zu diesem Axiom ging von L. Agustoni aus. Als er bei den Gregorianikkursen in Essen von seinem |
Einleitung Hradetzky-Marsch | Einleitung Hradetzky-Marsch | ||
Zeile 15: | Zeile 17: | ||
**<fc # | **<fc # | ||
- | L. Agustoni hat mit diesem Satz bei den Gregorianikkursen in Essen ein grundsätzliches Problem zwischen romanischer und germanischer Denkweise angesprochen. Die Reaktion der deutschen Studenten ließ nicht lange auf sich warten: eine Minute vor Ende der Vorlesung, ein //Entweder - Oder// aus Zeitnot erzwingend, kam die Frage: "Ist das nun ein Ton oder nicht?" | + | L. Agustoni hat mit diesem Satz bei den Gregorianikkursen in Essen ein grundsätzliches Problem zwischen romanischer und germanischer Denkweise angesprochen. Die Reaktion der deutschen Studenten ließ nicht lange auf sich warten: eine Minute vor Ende der Vorlesung, ein //entweder – oder// aus Zeitnot erzwingend, kam die Frage: "Ist das nun ein Ton oder nicht?" |
Das hat weitreichende Konsequenzen für das Verständnis der Quellen und ihre Interpretation, | Das hat weitreichende Konsequenzen für das Verständnis der Quellen und ihre Interpretation, | ||
- | das stellt das etablierte System der gregorianischen Begriffe | + | das stellt das etablierte System der gregorianischen Begriffe in Frage \\ |
- | und erfordert einen völligen Neuansatz, basierend auf den Erkenntnissen Eugene | + | und erfordert einen völligen Neuansatz, basierend auf den Erkenntnissen |
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– |
- | • Grundsätzlich ist bei der kurrenten (jeder) Neume der //erste Ton schwach// <fc # | + | • Grundsätzlich ist bei der kurrenten (jeder) Neume der //erste Ton schwach:// <fc # |
- | • **Quilisma** und **Oriscus** sind zwei Zeichen, die in der Adistematie | + | • **Quilisma** und **Oriscus** sind zwei Zeichen, die in der Adiastemie |
- | + | ||
- | • Die " | + | |
+ | • Die " | ||
Diese drei Grundsätze unterscheiden unsere Restitution/ | Diese drei Grundsätze unterscheiden unsere Restitution/ | ||
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | Daraus resultiert aber auch eine geänderte Verwendung der Quadratnotenschrift. Die von Joseph Pothier auf Basis der Schreibpraxis im Anjou des 15. Jahrhunderts festgelegte Schrift spiegelt das Musikverständnis des 19. Jahrhunderts wieder und wurde bis heute nicht (Ausnahme Liqueszenzgraphien LH 1983) an neue Forschungsergebnisse angepasst. Das GrN hat zwar Töne ausgebessert, |
+ | Auf Gliederungszeichen verzichten wir völlig und verwenden stattdessen Sinnzeilen. | ||
+ | |||
+ | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
====== EINSTUFIGE NEUMEN ====== | ====== EINSTUFIGE NEUMEN ====== | ||
- | ===== Virga – Tractulus | + | === Virga – Tractulus === |
+ | {{: | ||
In den St. Galler Handschriften werden grundsätzlich nur zwei Zeichen für den Einzelton verwendet: Virga (lat.: Zweig, Ast, Rute) und Tractulus (lat.: das kleine Gezogene). | In den St. Galler Handschriften werden grundsätzlich nur zwei Zeichen für den Einzelton verwendet: Virga (lat.: Zweig, Ast, Rute) und Tractulus (lat.: das kleine Gezogene). | ||
Zeile 46: | Zeile 51: | ||
------------------------------------------------ | ------------------------------------------------ | ||
- | ==== Vrg und Trt bei Hartker | + | === Vrg und Trt bei Hartker === |
{{ : | {{ : | ||
Zeile 58: | Zeile 63: | ||
Entgegen der gängigen Meinung über die St. Galler Handschriften hat Hartker sehr wohl eine unvollkommene Diastemie und setzt die Virga tiefer und höher, den Melodieverlauf darzustellen. Die Gefahr von Über- und Fehlinterpretation ist allerdings hoch. Bei gleich hohen Tönen vor dem Abstieg wird die letzte hohe Virga höher gesetzt, wie es ein guter Dirigent tut, der ein zu frühes Absinken der Stimme verhindern will " | Entgegen der gängigen Meinung über die St. Galler Handschriften hat Hartker sehr wohl eine unvollkommene Diastemie und setzt die Virga tiefer und höher, den Melodieverlauf darzustellen. Die Gefahr von Über- und Fehlinterpretation ist allerdings hoch. Bei gleich hohen Tönen vor dem Abstieg wird die letzte hohe Virga höher gesetzt, wie es ein guter Dirigent tut, der ein zu frühes Absinken der Stimme verhindern will " | ||
- | Diese Analyse könnte wetergeführt werden... | + | vide [[ant: |
- | ==== Vrg und Trt in Mont Renaud | + | === Vrg und Trt in Mont Renaud === |
{{ : | {{ : | ||
Zeile 66: | Zeile 71: | ||
Der Wechsel zwischen Virga und Tractulus geschieht nach den selben Regeln wie in St.Gallen. Mont Renaud zeichnet aber darüber hinaus den Tonhöhenverlauf durch längere und kürzere Virgen nach (unvollkommene Diastemie). Das gelingt zeitweise recht eindrücklich: | Der Wechsel zwischen Virga und Tractulus geschieht nach den selben Regeln wie in St.Gallen. Mont Renaud zeichnet aber darüber hinaus den Tonhöhenverlauf durch längere und kürzere Virgen nach (unvollkommene Diastemie). Das gelingt zeitweise recht eindrücklich: | ||
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | ------------------------------------------------ |
| | ||
- | ===== Uncinus – Punctum | + | === Uncinus – Punctum === |
+ | {{: | ||
+ | {{ : | ||
+ | Was in E/C/H die Virga ist, ist in L der Uncinus, ein geschwungener Tractulus mit " | ||
+ | Leichte, praetonische Silben werden mit Punctum dargestellt. Diese Möglichkeit haben die St. Galler nicht (mit Ausnahme manchmal in C), sie schreiben hier [[neumen: | ||
+ | Bv entspricht dem mit seiner [[quellen: | ||
+ | Die Virga in L kommt nur (?) als Teil einer Mehrtonneume als melodischer Höhepunkt vor (cf. Pes, Scandicus). | ||
+ | ------------------------------------------------ | ||
+ | === Gravis === | ||
- | ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | Der Gravis |
- | ===== Gravis | + | Im AN-Repertoire kommt er häufiger vor (über 80x) z.B. [[ant: |
+ | Sehr markant der Gravis in [[ant: | ||
+ | In Ch kommt auch ein rechts aufsteigender Tractulus vor [[grad: | ||
+ | In Bv zeigt das nach rechts fallende Strichlein nur an, dass der Ton davor höher war [[grad: | ||
+ | Wieder anders stellt sich die Frage in A + Y. Hier sind die Pünktchen/ | ||
- | ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | ------------------------------------------------ |
| | ||
- | ===== Bivirga – Tristropha | + | === Bivirga – Tristropha === |
- | Bivirga | + | {{: |
+ | Die Wertigkeit einer Silbe, auch wenn sie nur einstufig | ||
- | Ist ein Strophicus (meist | + | Die Bivirga und Tristropha |
+ | === Bivirga urgens MR+Wc === | ||
+ | {{ : | ||
- | ==== Bivirga urgens | + | Bemerkenswert ist die Tatsache, dass MR meist, Ch oft, L ebefalls nicht selten [[grad: |
+ | //Bivirga urgens// notieren. Die traditionelle Chorallehre würde diese Neume als "Pes mit Amplifizierung auf dem oberen Ton" bezeichnen. Diese Bezeichnung berücksichtigt jedoch nicht die Leichtigkeit des ersten Pes-Tones, der in E immer und in L meistens entfallen kann. Sie denkt vom Anfang an und bedenkt nicht, dass "eine Neume nicht mit dem ersten Ton beginnt", | ||
- | oben amplifizierter Pes - Bivirga emphatica | ||
- | [[grad: | ||
- | MR schreibt die Bivirga grundsätzlich //urgens//. L geht dabei nicht selten mit [[grad: | ||
- | Damit ist die Grenze zwischen einstufiger und zweistufiger Neume aufgeweicht. | + | Wc hat für die Bivirga urgens eine eigene, durchaus auffällige Graphie, z.B.: |
- | Wc hat für die Bivirga urgens eine eigene, durchaus auffällige Graphie, z.B.: | + | |
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | |
+ | Der Strophicus ist in L + Ch grundsätzlich endartikuliert, | ||
+ | |||
+ | |||
+ | === Tristropha im melodischen Kontext === | ||
+ | |||
+ | ------------------------------------------------ | ||
+ | |||
+ | === Die QUADRAT-Noten === | ||
+ | |||
+ | Die Virga von St.Gallen und der Uncinus von Laon werden, wie üblich als **Quadrata** übertragen.\\ | ||
+ | Die leichten praetonischen Silben von L (und C) werden als **Rhomba** notiert. | ||
+ | Die episemierte Virga, vor allem im AN-Repertoire, | ||
+ | {{ : | ||
+ | |||
+ | {{ : | ||
+ | ––––––––––––––––––– | ||
====== ZWEISTUFIGE NEUMEN ====== | ====== ZWEISTUFIGE NEUMEN ====== | ||
Zeile 110: | Zeile 144: | ||
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | ------------- |
{{ : | {{ : | ||
Zeile 151: | Zeile 185: | ||
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
- | ====== PES ====== | + | ===== PES ===== |
- | + | === kPES === | |
- | ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––===== eintoniger PES ===== | + | |
- | + | ||
- | + | ||
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | |
- | ===== kPES ===== | + | |
**Das Problem** | **Das Problem** | ||
Zeile 164: | Zeile 193: | ||
{{ : | {{ : | ||
- | Eine der wesentlichen Konventionen der heutigen Musik (spätestens seit Klassik und Romantik) ist es, dass der musikalische Schwerpunkt auf 1, auf dem Textakzent, nach dem Taktstrich liegt. Dieses a-priori (Vorurteil) hat die Restauration des Gregorianischen Choral im 19.Jahrhundert bis heute geprägt; es gilt schon im Barock und der Renaissance nur eingeschränkt, | + | Eine der wesentlichen Konventionen der heutigen Musik (spätestens seit Klassik und Romantik) ist es, dass der musikalische Schwerpunkt auf 1, auf dem Textakzent, nach dem Taktstrich liegt. Dieses a-priori (Vorurteil) hat die Restauration des Gregorianischen Choral im 19.Jahrhundert bis heute geprägt; es gilt schon im Barock und der Renaissance nur eingeschränkt, |
- | ==== Der kPes auf der Binnensilbe des PPO ==== | + | |
- | Vor allem am Ende von Sätzen, aber auch in Binnenposition werden die Binnensilben des PPOs (z.b.: dó-**mi**-nus) mit einem kPes versehen. Wenn der erste Ton des " | + | === Der kPes auf der Binnensilbe des PPO === |
+ | |||
+ | Vor allem am Ende von Sätzen, aber auch in Binnenposition werden die Binnensilben des PPOs (z.b.: dó-**mi**-nus) mit einem kPes versehen. Wenn der erste Ton des " | ||
" | " | ||
Zeile 176: | Zeile 206: | ||
Quer durch die Handschriften werden Proparoxytona (PPO) in rezitierenden Kontexten, das sind vor allem die Schlüsse, auf der Binnensilbe systemlos, ganz beliebig mit Einton **oder** mit kPes versehen. | Quer durch die Handschriften werden Proparoxytona (PPO) in rezitierenden Kontexten, das sind vor allem die Schlüsse, auf der Binnensilbe systemlos, ganz beliebig mit Einton **oder** mit kPes versehen. | ||
- | Die Antiphon 0733 wird in einer der ältesten Handschriften, | + | Die Antiphon 0733 wird in einer der ältesten Handschriften, |
- | + | ||
- | ==== Der kPes/Virga urgens als Akzent auf einer Rezitation | + | === Der kPes/Virga urgens als Akzent auf einer Rezitation === |
Pes 1-3TonNeume | Pes 1-3TonNeume | ||
Zeile 189: | Zeile 217: | ||
Bivirga urgens | Bivirga urgens | ||
cf.: [[grad: | cf.: [[grad: | ||
+ | cf.: [[ant: | ||
- | ===== nkPES ===== | + | === andere |
+ | [[ant: | ||
+ | === nkPES === | ||
Beide Töne haben Gewicht. | Beide Töne haben Gewicht. | ||
Zeile 201: | Zeile 232: | ||
- | ==== ein- bis dreitoniger Pes ==== | ||
+ | === eintoniger PES === | ||
+ | |||
+ | Es geht nicht um das Schriftzeichen, | ||
+ | cf.: [[rp_hmr: | ||
+ | [[grad: | ||
+ | [[grad: | ||
+ | • [[grad: | ||
+ | |||
+ | |||
+ | === ein- bis dreitoniger Pes === | ||
+ | |||
+ | {{ : | ||
Die Tonanzahl ist kein adäquates Maß die Neumen/ | Die Tonanzahl ist kein adäquates Maß die Neumen/ | ||
- | {{: | + | Pes in MR |
+ | Pes disgregatus. | ||
+ | eintoniger Pes e.g.: "ibi éum vidébitis" | ||
+ | ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
- | ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
+ | ===== CLIVIS ===== | ||
- | ====== CLIVIS ====== | + | {{ : |
+ | Die Clivis (**<fc # | ||
+ | Wir notieren kClv mit Rhomba und Quadrata, die mClv mit zwei Quadratae, die nkClv mit zwei Quadratae und Hals. | ||
- | Die Clivis | + | Die Clivis |
- | Clivis terminatio debilis cf. IN 2.tonos der Psalmodie in den Bv Handschriften die zweite Silbe. | ||
- | Clis initio debilis in L und Ch, aber vide 0520 "ex-**au**-di".Hier kann die Graphie (ähnlich/ | + | Clivis terminatio debilis cf. IN 2.tonos der Psalmodie in den Bv Handschriften die zweite Silbe.\\ |
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | Clv initio debilis in L und Ch, |
+ | |||
+ | |||
+ | **Dreitonige Clivis** | ||
+ | ad ex.: [[ant: | ||
+ | |||
+ | |||
+ | === Clv cop === | ||
+ | |||
+ | In ihrer weiterfürend- verbindenden Funktion steht die Clivis | ||
+ | |||
+ | |||
+ | === Trigon === | ||
+ | |||
+ | immer zwei gleich hohe Töne und meist fallende Terz. | ||
+ | |||
+ | Sandhove sitzt in NR p.[10], | ||
+ | ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
====== DREISTUFIGE NEUMEN ====== | ====== DREISTUFIGE NEUMEN ====== | ||
- | ====== SCANDICUS | + | ===== SCANDICUS ===== |
Der Scandicus (**<fc # | Der Scandicus (**<fc # | ||
Zeile 230: | Zeile 293: | ||
Ein besonderer Fall ist die Quintintonation des 1.Modus. Beim Sca-23 (re-la-si) ist der erste Ton so leicht, dass er wie im kPes sogar entfallen kann. Das bestätigt Ang. Ist durch praetonische Silben das " | Ein besonderer Fall ist die Quintintonation des 1.Modus. Beim Sca-23 (re-la-si) ist der erste Ton so leicht, dass er wie im kPes sogar entfallen kann. Das bestätigt Ang. Ist durch praetonische Silben das " | ||
- | Zum Salicus ist zu sagen: in gewisser Weise steht der Orisus | + | Zum Salicus ist zu sagen: in gewisser Weise steht der Oriscus |
+ | |||
+ | cf.[[ant: | ||
- | cf.[[ant: | + | Eine wichtige Neume ist der anfangsartukulierte Sca 1-3 . |
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– |
- | ====== TORCULUS | + | ===== TORCULUS |
{{ : | {{ : | ||
Zeile 243: | Zeile 309: | ||
Er wird nicht selten auch als „**Pes flexus**“ bezeichnet, um die Leichtigkeit des Einstieges gegenüber dem ruhigen Ausklang auszudrücken. Die Eigenschaften des kPes bedenkend, wäre „**Clivis urgens**“ vielleicht der bessere Name. Denn auch beim Torculus, wie beim kPes, ja sogar noch häufiger, entfällt in bestimmten Konstellationen in der einen oder anderen Handschrift der erste Ton und es bleibt eine Clivis (Clivis urgens) über. | Er wird nicht selten auch als „**Pes flexus**“ bezeichnet, um die Leichtigkeit des Einstieges gegenüber dem ruhigen Ausklang auszudrücken. Die Eigenschaften des kPes bedenkend, wäre „**Clivis urgens**“ vielleicht der bessere Name. Denn auch beim Torculus, wie beim kPes, ja sogar noch häufiger, entfällt in bestimmten Konstellationen in der einen oder anderen Handschrift der erste Ton und es bleibt eine Clivis (Clivis urgens) über. | ||
- | //Es ist bezeichnend für das a priori unseres Denkens, dass der Torculus zwar öfters schon als "pes flexus" | + | //Es ist bezeichnend für das a priori unseres Denkens, dass der Torculus zwar öfters schon als "pes flexus" |
------------------------------------------------ | ------------------------------------------------ | ||
Zeile 268: | Zeile 334: | ||
In Bv zeigt ein waagrechter Anstrich an, dass der Ton zuvor tiefer oder gleich hoch ist. Ein fallender Anstrich weist auf einen höheren Ton zuvor hin. Die Graphien von Bv sind mehr an Melodienverläufen interessiert, | In Bv zeigt ein waagrechter Anstrich an, dass der Ton zuvor tiefer oder gleich hoch ist. Ein fallender Anstrich weist auf einen höheren Ton zuvor hin. Die Graphien von Bv sind mehr an Melodienverläufen interessiert, | ||
------------------------------------------------ | ------------------------------------------------ | ||
- | ===== Torculus mit Anfangsartikulation ===== | + | === Torculus mit Anfangsartikulation |
+ | |||
+ | ===== Trc i.d. ===== | ||
<fc # | <fc # | ||
Zeile 290: | Zeile 358: | ||
- | ===== Clivis urgens = Torculus initio debilis (-Pes flexus) | + | === Clivis urgens = Torculus initio debilis (-Pes flexus) === |
Der **Torculus initio debilis** (mit schwachem Anfang, oft einfach **Torculus specialis** genannt) besser als **Clivis urgens** bezeichnet, wird in drei speziellen sprachlichen (elucotorischen) Kontexten verwendet. Als | Der **Torculus initio debilis** (mit schwachem Anfang, oft einfach **Torculus specialis** genannt) besser als **Clivis urgens** bezeichnet, wird in drei speziellen sprachlichen (elucotorischen) Kontexten verwendet. Als | ||
{{ : | {{ : | ||
- | • Akzentvorbereitender Torculus, (parans accentum) "Trc par" als\\ | + | • Akzentvorbereitender Torculus, (parans accentum) "TrcPAR" als\\ |
- | • Wortartikulationstorculus oder (verbum finiens) "Trc fin" als\\ | + | • Wortartikulationstorculus oder (verbum finiens) "TrcFIN" als\\ |
- | • Intonationstorculus, | + | • Intonationstorculus, |
- | === den Akzent vorbereitend | + | === TrcPAR |
- | (accentum parans) | + | **<fc #008080>Akzent vorbereitend = accentum parans = Trc par</ |
- | liegt der Torculus auf der Silbe vor dem Akzent und erzeugt jenen Stau, der den folgenden Akzent provoziert. Er ist immer ein Sekund-Sekund-Torculus und liegt zwischen zwei Tönen im Abstand der großen Terz (fa-la oder sol-si). **Einsiedeln** setzt grundsätzlich das Wissen um den Trc i.d voraus, nur selten ist eine Verlängerung des zweiten Neumenelements zu erkennen. Im Fall des Introitus (IN) " | + | Der Torculus |
Der " | Der " | ||
Zeile 309: | Zeile 377: | ||
- | === ein Wort artikulierend === | ||
- | (verbum finiens) | + | vide: [[ant: |
+ | |||
+ | ------- | ||
+ | === TrcFIN === | ||
+ | |||
+ | **<fc #008080>Wort artikulierend = verbum finiens = Trc fin</ | ||
Wortartikulation bedeutet das sorgfältige Absprechen eines Wortes, es im Nachhinein zu seinem Wert kommen zu lassen. | Wortartikulation bedeutet das sorgfältige Absprechen eines Wortes, es im Nachhinein zu seinem Wert kommen zu lassen. | ||
+ | |||
{{: | {{: | ||
- | "Nó**tas)** mihi fecisti": | + | "Nó//tas)// mihi fecisti": |
{{: | {{: | ||
Zeile 321: | Zeile 394: | ||
vide et: [[ant: | vide et: [[ant: | ||
- | ==== Intonationstorculus / einen Satz eröffnend ==== | + | ------- |
- | + | === TrcINT | |
+ | |||
+ | [[neuma: | ||
+ | |||
+ | <fc # | ||
{{ : | {{ : | ||
- | (sententiam intonans) | + | **<fc #008080>Satz eröffnend/ |
Der Intonationstorculus eröffnet einen Satz schwungvoll. Leichter Quartaufschwung, | Der Intonationstorculus eröffnet einen Satz schwungvoll. Leichter Quartaufschwung, | ||
- | ==== zur Rezeption der Clivis urgens | + | === zur Rezeption der Clivis urgens === |
- | Auf die Frage, wie denn nun ein Torculus specialis / eine Clivis urgens (Namen sind Festlegung eines a priori/ | + | Auf die Frage, wie denn nun ein Torculus specialis / eine Clivis urgens (Namen sind Festlegung eines a priori/ |
- | a) Der erste Ton fällt aus, oder nicht (JBG). Das passt nicht in die so einheitliche Tradition der gregorianischen Melodien. | + | a) Der erste Ton fällt aus, oder nicht (JBG). Das entweder / oder passt nicht in die so einheitliche Tradition der gregorianischen Melodien. |
b) Der erste Ton wird ganz bewusst //kaum// gesungen (GJ). Psychologisch gesehen ein Widerspruch in sich. Dieser Satz erinnert an den Blick des Kaninchens auf die Schlange. In der Praxis wird dann der Ton zwar kurz, aber sehr pointiert gesungen. | b) Der erste Ton wird ganz bewusst //kaum// gesungen (GJ). Psychologisch gesehen ein Widerspruch in sich. Dieser Satz erinnert an den Blick des Kaninchens auf die Schlange. In der Praxis wird dann der Ton zwar kurz, aber sehr pointiert gesungen. | ||
Zeile 339: | Zeile 417: | ||
Welches Phänomen liegt vor sprachlich / akustisch / musikalisch, | Welches Phänomen liegt vor sprachlich / akustisch / musikalisch, | ||
- | die anderen aber nicht, die dritten sogar ein Spezialzeichen erfinden? Könnte es nicht jener „portamentoartige Gleitton“ sein, den Agustoni/ | + | die anderen aber nicht, die dritten sogar ein Spezialzeichen erfinden? Könnte es nicht jener „portamentoartige Gleitton“ sein, den Agustoni/ |
- | im Weg? Warum heißt der Torculus auch Pes flexus, aber nicht besser „Clivis portamentata“ oder „Clivis inaugurata“ | + | oder „Clivis emphatica“ (Wir haben uns letztendlich auf " |
- | oder „Clivis emphatica“ (Wir haben uns letztendlich auf " | + | |
- | Der Intonationstorculus der Psalmodie im 7.Ton (Tetrardus authenticus) kann also eine // | + | Der Intonationstorculus der Psalmodie im 7.Ton (Tetrardus authenticus) kann also eine // |
Ein schönes Beispiel für die ganze Problematik ist das späte AL [[ant: | Ein schönes Beispiel für die ganze Problematik ist das späte AL [[ant: | ||
+ | Der Intonationstorculus steigt über die Quart oder Terz, unisonisch zum vorhergehenden Ton, auf. So die gängige Lehre. Wir schreiben grundsätzlich nur Quart-Torculus, | ||
+ | |||
+ | [[ant: | ||
+ | |||
+ | [[grad: | ||
------------------------------------------------ | ------------------------------------------------ | ||
- | ===== Torculus k – nk ===== | ||
- | === Akzenttorculus | + | === Torculus |
- | Steht der Torculus am Wortakzent (verbum accens **<fc # | ||
- | In [[grad: | + | === Trc acc === |
+ | |||
+ | **<fc # | ||
+ | Steht der Torculus am Wortakzent so ist er grundsätzlich ein kurrenter Torculus (kTrc).\\ | ||
+ | |||
+ | In [[grad: | ||
aber: | aber: | ||
[[ant: | [[ant: | ||
- | ==== Torculus am Satzende nk ==== | + | === Trc ter === |
- | Schließt ein Torculus einen ganzen Satz, ein ganzes Stück ab, so ist er immer ein nicht-kurrenter Torculus (nkTrc) und steht ohne Rücksicht auf Akzente auf der // | + | **<fc # |
+ | Schließt ein Torculus einen ganzen Satz, ein ganzes Stück ab, so ist er immer ein nicht-kurrenter Torculus (nkTrc) und steht ohne Rücksicht auf Akzente auf der // | ||
Zeile 367: | Zeile 453: | ||
------------------------------------------------ | ------------------------------------------------ | ||
- | ===== 2-4 toniger Torculus | + | === 2-4 toniger Torculus === |
G0480 " | G0480 " | ||
Zeile 373: | Zeile 459: | ||
[[ant: | [[ant: | ||
+ | === CAD dt === | ||
+ | Die Kadenz des Deuterus ist ein kTrc mit strophischem Ende, wie bei allen CAD folgt auf der Endsilbe Clv. | ||
+ | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
+ | ===== PORRECTUS ===== | ||
+ | Der Porrectus (lat. porrigere: wieder aufrichten) (**<fc # | ||
+ | Anders als der Torculus verbreitert der Porrectus eine Silbe kaum, er streckt sich auf die nächste hin aus, er treibt weiter. Man könnte ihn ein in Melodie umgesetztes [[neumen: | ||
+ | |||
+ | |||
+ | In den Hss wird sie oft mit Oriscus eingeleitet (Pressus resupinus) | ||
+ | |||
+ | In Toledo ist er unverhältnismäßig klein geschrieben, | ||
+ | |||
+ | [[ant: | ||
+ | |||
+ | |||
+ | === POR urg === | ||
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
- | ====== PORRECTUS ====== | ||
- | Der Porrectus (porrigere - lat.: wieder aufrichten) (**<fc # | ||
- | Anders als der Torculus verbreitert der Porrectus eine Silbe kaum, er streckt sich auf die nächste hin aus, er treibt weiter (WS).Man könnte ihn ein in Melodie umgesetztes [[neumen: | ||
- | In den Hss wird sie oft mit Oriscus eingeleitet (Pressus resupinus) | ||
- | [[ant: | ||
+ | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
+ | ===== CLIMACUS ===== | ||
+ | {{ : | ||
+ | Der Climacus (**<fc # | ||
+ | ▪️ Das GR kennt nur eine Form des Clm, eine Virga (Quadrata mit Hals) gefolgt von zwei Rhomben und malt damit den kClm von G ab. G + L verwenden hingegen drei Formen des Clm: kurrent - nicht kurrent und Clm mit Anfangsartikulation (climacus initio articulatus = ia). \\ | ||
+ | ▪️ Die Virga(-graphie) am Beginn der Neume in G bedeutet keine Mehrwertigkeit, | ||
+ | ▪️ L + Ch schreiben den letzten Ton der Neume immer endartikuliert ( L Uncinus statt Punctum, Ch Tractulus satt Punctum). Die St.Galler Tradition notiert diese Endartikulation jeder Silbe/Neume grundsätzlich nicht, sie setzt sie als selbstverständlich voraus.\\ | ||
+ | ▪️ Ch + MR kennen nur mehr zwei Formen des Clm k - nk, wobei Ch den mittleren Ton des Clm immer kleiner notiert als die beiden anderen, die Graphie steht also näher bei Clm 1-3 als bei Clm 123. MR verwendet verbundene (--3) und getrennte (123) Graphie, allerdings entspricht die Verwendung der beiden Formen nicht mehr eindeutig den Graphien in G + L.\\ | ||
+ | ▪️ A+Y und Bv kennen nur mehr eine Form des Clm. Die graphischen Unterschiede in Bv sind nur mehr melodische Hinweise, ohne artikulatorische Bedeutung. Ebenso in Ch + MR: der Abstrich indiziert ein größeres Intervall. | ||
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
- | ====== CLIMACUS ====== | ||
- | Der Climacus (**<fc # | ||
- | Exsultet Präfation! | ||
+ | === Biv sbp ==== | ||
+ | {{: | ||
+ | Bivirga subpunctis, oder anders gesagt: ein Clm am ersten Ton amplifiziert. | ||
+ | vide: [[cento_rp: | ||
+ | e.g.: [[ant: | ||
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– |
====== VIERSTUFIGE NEUMEN ====== | ====== VIERSTUFIGE NEUMEN ====== | ||
Zeile 413: | Zeile 519: | ||
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
- | ====== Torculus resupinus ====== | + | ==== TrcRes |
- | Der Torculus resupinus (**<fc #4682b4>Trc res</ | + | Der Torculus resupinus (**<fc #4682b4>CAD mikro</ |
+ | **<fc # | ||
+ | ==== PorPrp ==== | ||
+ | **Porrectus praepunctis**\\ | ||
+ | **G-Por** | ||
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | Der Torculus resupinus mit Anfangsartikulation wird von uns **Porrectus |
- | ===== Porrectus | + | |
- | (**<fc #4682b4>Prr flx</ | + | |
+ | |||
+ | ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
+ | ==== Por flx ==== | ||
+ | |||
+ | (**<fc #4682b4>Porrectus flexus</ | ||
vide 0025 | vide 0025 | ||
- | Der Porrectus flexus, die „Doppelclivis“ , sorgt klar für Enttonung. | + | Der Porrectus flexus, die „Doppelclivis“ , sorgt für Enttonung. |
GJ 8.3.98 | GJ 8.3.98 | ||
Zeile 433: | Zeile 547: | ||
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– |
- | ===== Pes subpunctis ===== | + | ==== PesSbp |
- | + | ||
- | Der Pes subpunctis (**<fc # | + | |
+ | Der **<fc # | ||
{{ : | {{ : | ||
Zeile 455: | Zeile 568: | ||
Die Artikulation der Neumen, die in L und E (C) eindeutig zu lesen ist, wird bereits in Ch weniger präzise. In Bv33 ist nur noch die Anfangsartikulation eine eigene Graphie und auch die ist nicht konsequent verwendet. | Die Artikulation der Neumen, die in L und E (C) eindeutig zu lesen ist, wird bereits in Ch weniger präzise. In Bv33 ist nur noch die Anfangsartikulation eine eigene Graphie und auch die ist nicht konsequent verwendet. | ||
+ | ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
+ | ==== Clv spp ==== | ||
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | Die **<fc #4682b4>Clivis suprapunctis</ |
- | ===== Clivis suprapunctis | + | |
- | Die Clivis suprapunctis (**<fc # | ||
Zeile 467: | Zeile 580: | ||
- | + | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | |
- | + | ==== Sca flx ==== | |
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | |
- | ===== Scandicus flexus ===== | + | |
Der Scandicus flexus (**<fc # | Der Scandicus flexus (**<fc # | ||
+ | Der ScaFlx 1234 [[neuma: | ||
+ | ––––––––––––––––––––––––––– | ||
+ | ==== Clm res ==== | ||
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | Der Climacus resupinus (**<fc #4682b4>ClmRes</ |
- | ===== Climacus resupinus ===== | + | (12 Fälle im AN-OFF). Grundsätzlich ist sie kurrent, in 2 Fällen aber anfangsartikuliert. |
- | + | ||
- | Der Climacus resupinus (**<fc #4682b4>Clm res</ | + | |
- | (12 Fälle im AN-OFF) | + | |
Der Climacus resupinus hat eine fest umrissene elucotorische Aufgabe. | Der Climacus resupinus hat eine fest umrissene elucotorische Aufgabe. | ||
- | Er steht auf der letzten Silbe vor dem letzten Wort eines Satzes, wenn dieser | + | Er steht auf der letzten Silbe vor dem letzten Wort eines Satzes, wenn diese den Haupt/ |
- | Am Schluß eines Sprachbogens kann auch der Zielakzent nur tief liegen. Seine Wichtigkeit hörbar zu machen, hebt sich die Melodie kurz vorher an und staut (im Climacus resupinus), bevor der Akzent meist im Satzende-Torculus auf der Finalis erreicht wird. | + | Am //Schluß// eines Sprachbogens kann auch der Zielakzent nur tief liegen. Seine Wichtigkeit hörbar zu machen, hebt sich die Melodie kurz vorher an und staut (im Climacus resupinus), bevor der Akzent meist im Satzende-Torculus auf der Finalis erreicht wird. |
Zeile 494: | Zeile 605: | ||
-------------------------------------------------------------------------------------------------- | -------------------------------------------------------------------------------------------------- | ||
- | ===== applicatio | + | ==== circulatio ==== |
+ | {{: | ||
+ | Clivis suprapunctis flexus | ||
+ | GJ nennt sie das Ur-Melisma. Die formale Eingrenzung dieser Neume ist schwierig. In ihrer Grundform ist sie 5tonig/ | ||
<fc # | <fc # | ||
- | -------------------------------------------------------------------------------------------------- | ||
- | ==== applicatio PR ==== | ||
- | Clivis suprapunctis flexus | ||
- | Diese Fünfstufenneume | ||
+ | circulatio\\ | ||
+ | circulatio2\\ | ||
+ | circulatio urgens.\\ | ||
+ | [[ant: | ||
+ | [[nma_indiv: | ||
- | {{: | + | --------- |
- | {{ :cento_an:0024_fml_applicatio.jpg?400|}} | + | ==== Sca4 flx ==== |
+ | {{:neumen:nma_5sca4flx.png?150 |}} | ||
+ | (**<fc # | ||
- | Die formale Eingrenzung dieser Neume ist schwierig. In ihrer Grundform ist sie 5tönig, eine kurrente Clivis suprapunctis flexus, die jedoch in MR meist als Porrectus flexus 4tönig mit Quilisma notiert ist. | + | -------------------------------------- |
- | Auch H kennt diese Notation [[ant: | + | ==== PesSbpRes ==== |
- | {{: | + | (Pes sbp res) |
- | Die Neume kann aber auch eine kurrente Bewegung, | + | **<fc # |
- | Einige Male wird die Neume auch auf zwei Silben aufgeteilt. | + | |
- | {{ : | + | -------------------------------------------------------------------------------------------------- |
+ | ==== Sca sbp ==== | ||
- | In Antiphonen des 1.Modus | + | (Sca sbp) |
- | Auch die Namensgebung ist schwierig. Die formelhafte Verwendung der Neume im 1.Modus INC 5Pes verbietet für GJ eine emotional relevante Benennung. Er nennt sie " | + | -------------------------------------- |
- | In MR ist diese Neume nicht selten mit Clv und Trc i.d. notiert [[grad: | + | ==== Clm 5g ==== |
- | -------------------------------------------------------------------------------------------------- | + | |
- | ==== applicatio TT ==== | + | |
- | Die **NMA appl** | + | (Sca cum 5 gradu) |
+ | Eine Neume, die wohl nicht zum authentischen Choral gehört. | ||
- | -------------------------------------------------------------------------------------------------- | ||
- | ===== Pes subpunctis resupinus===== | ||
- | (Pes sbp res) | + | ==== ScaFlxR ==== |
- | -------------------------------------------------------------------------------------------------- | + | Scandicus |
- | ===== Scandicus | + | |
- | (Sca sbp) | ||
Zeile 548: | Zeile 660: | ||
-------------------------------------------------------------------------------------------------- | -------------------------------------------------------------------------------------------------- | ||
- | ===== Sca sbp res ===== | + | ==== Sca sbp res ==== |
- | [[ant:2203]] | + | **<fc # |
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | [[ant:7167]] " |
- | ===== Pes sbp res flx ===== | + | |
+ | {{ : | ||
+ | Diese Neume bildet mit der üblich folgenden Clivis die häufigste Kadenz des Repertoires. In St.Gallen ist sie immer am Gipfelton artikuliert (Virga mit Episem), die beiden Töne davor sind fast immer mit Punktum notiert, das heißt, sie beschleunigen zum Gipfelton hin. | ||
+ | Sehr selten wird die CAD mit Strichlein (Tractulusgraphien) eingeleitet. Die gesamte CAD ist dann breit(er) zu nehmen a.e.: [[grad: | ||
+ | MR schreibt an Stelle des einleitenden Sca einen Pes quilismaticus. Es handelt sich dabei nicht um eine andere Neume, sondern man könnte den qPes in MR als die nicht kurrente Form, des sehr kurrenten Sca in St.Gallen bezeichnen. Nicht verwechseln sollte man diese Neume mit der CAD micro.\\ | ||
+ | Über diesen Unterschied an der grundsätzlich selben Neume hinaus, verwendet MR sehr oft an Stellen, wo St.Gallen | ||
+ | |||
+ | Die CAD mega steht vor allem im Mess-Repertoire keineswegs nur am Ende, sie kann ein wichtiges Wort innerhalb des Satzes, oder auch am Anfang abrunden, ausbreiten, a.e.: [[grad: | ||
+ | |||
+ | Die **CAD mega D** (über die große Terz = Dur) ist die Kadenz des 5., 6., 7. und 8. Modus.\\ | ||
+ | Die **CAD mega m** (über die kleine Terz = moll) ist die Kadenz des 1. und 2. Modus.\\ | ||
+ | Im 3. und 4. Modus nimmt diese Funktion die **CAD dt** ein. | ||
+ | |||
+ | [[ant: | ||
+ | ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
+ | |||
+ | ==== Pes sbp res flx ==== | ||
Trc+Trc mit Osc verbunden | Trc+Trc mit Osc verbunden | ||
Zeile 560: | Zeile 688: | ||
[[ant: | [[ant: | ||
- | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | + | ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– |
+ | ==== Pes sbp spp ==== | ||
+ | |||
+ | **<fc # | ||
+ | |||
+ | Hebt im 8. Modus ein wichtiges Wort hervor. Steht üblicherweise in Verbindung mit Cento Ω. | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
+ | ==== Por sbp res ==== | ||
+ | {{: | ||
+ | |||
+ | |||
+ | Leitet im Cento RP8 Ω mehrmals INCCAD ein, wenn darauf ein PO folgt. Folgt PPO, so übernimmt diese Aufgabe die [[neumen: | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– | ||
+ | ====== SIEBENSTUFIGE NEUMEN ====== | ||
+ | |||
+ | |||
+ | ==== Clv spp sbp res ==== | ||
+ | |||
+ | **<fc # | ||
+ | |||
+ | CAD- Formel der Responsorien des 3.Modus | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | -------------------------------------------------------------------------------------------------- |