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neumen:litterae

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neumen:litterae [2019/08/16 09:18]
xaverkainzbauer [vol]
neumen:litterae [2024/02/15 11:49] (aktuell)
xaverkainzbauer [e]
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 +[[neumen:semiologia|⬅️]] **SEMIOLOGIA**<fc #ffffff>x</fc>
 ====== Litterae significativae ====== ====== Litterae significativae ======
  
 Die Zusatzbuchstaben sind angeblich im 9.Jh durch den römischen Mönch Romanus(!) ins Frankenreich gebracht worden, daher ihre Bezeichnung als "Romanus-Buchstaben". Die Litterae significativae gehören zu den adiastematischen Handschriften und werden exzessiv in den St.Galler Handschriften benützt (Hartker). Die Zusatzbuchstaben sind angeblich im 9.Jh durch den römischen Mönch Romanus(!) ins Frankenreich gebracht worden, daher ihre Bezeichnung als "Romanus-Buchstaben". Die Litterae significativae gehören zu den adiastematischen Handschriften und werden exzessiv in den St.Galler Handschriften benützt (Hartker).
-In den Quellen des Messrepertoires verwenden Laon und Chartres die litterae significativae ebenfalls, aber seltener als St.Gallen (Einsiedeln, Cantatorium etc.); Mont Renaud kennt sie nicht (kaum).+In den Quellen des Messrepertoires verwenden Laon und Chartres die litterae significativae ebenfalls, aber seltener als St.Gallen (Einsiedeln, Cantatorium etc.); Mont Renaud kennt sie kaum.
  
-Ihre Einteilung in //melodisch// relevante und //artikulatorisch// relevante "litterae"/Buchstaben ist problematisch, da ihre Verwendung vielschichtig ist.+Ihre Einteilung in //melodisch// relevante und //artikulatorisch// relevante "litterae"/Buchstaben ist problematisch, da die Verwendung der Buchstaben vielschichtig ist.
  
 +Was die litterae können und sollen, ist [[ant:1737]] ein schönes Beispiel.
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 Bei der Clivis ermöglicht es, drei Kategorien darzustellen: kurrent (mit c), mittlerer Wert (ohne Zusatz), nicht kurrent (episemiert). Während der grundsätzlich impulsive Pes mit zwei Kategorien auskommt, kurrent (rund in H - verbunden in MR) oder nicht kurrent (eckig in H - unverbunden in MR), wird die grundsätzlich ruhige Clivis in drei Kategorien dargestellt: die normale Form stellt den mittleren Wert dar, episemiert ist die Clivis nicht kurrent, soll die Clivis flüssig gesungen werden, bekommt sie ein "c" = celeriter. In circa einem Drittel der Fälle hat die Clivis diese Form. MR kennt diese Unterscheidungen nicht, es gibt nur eine einzige Graphie der Clivis.  Bei der Clivis ermöglicht es, drei Kategorien darzustellen: kurrent (mit c), mittlerer Wert (ohne Zusatz), nicht kurrent (episemiert). Während der grundsätzlich impulsive Pes mit zwei Kategorien auskommt, kurrent (rund in H - verbunden in MR) oder nicht kurrent (eckig in H - unverbunden in MR), wird die grundsätzlich ruhige Clivis in drei Kategorien dargestellt: die normale Form stellt den mittleren Wert dar, episemiert ist die Clivis nicht kurrent, soll die Clivis flüssig gesungen werden, bekommt sie ein "c" = celeriter. In circa einem Drittel der Fälle hat die Clivis diese Form. MR kennt diese Unterscheidungen nicht, es gibt nur eine einzige Graphie der Clivis. 
  
-=====  cm =====+===  cm ===
 <fc #4682b4>celeriter mediocriter</fc>  <fc #4682b4>celeriter mediocriter</fc> 
  
 relativiert, in [[ant:7677]] "cynamomum" das Episem auf der Clivis am Wortende. relativiert, in [[ant:7677]] "cynamomum" das Episem auf der Clivis am Wortende.
 +
 +===  cv ===
 +<fc #4682b4>celeriter valde</fc> 
 +[[grad:0707]]
 +
  
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 =====  c – st – x  ===== =====  c – st – x  =====
  
-<fc #4682b4>celeriter statim exspectare</fc> +<fc #4682b4>celeriter – statim – exspectare</fc> 
  
  
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 |x      | exspectare     | abschließen, stark gliedern      | [[ant:0030]], [[ant:0048]], [[ant:0004]]  | [[ant:0059]], [[ant:1552]] | |x      | exspectare     | abschließen, stark gliedern      | [[ant:0030]], [[ant:0048]], [[ant:0004]]  | [[ant:0059]], [[ant:1552]] |
  
 +
 +statim: claude et subito procede
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 Häufig steht das tenete bei Liqueszenzen und verstärkt deren klangerweiternde Funktion.   Häufig steht das tenete bei Liqueszenzen und verstärkt deren klangerweiternde Funktion.  
-====  sursum und inferius beim Cephalicus  ====+====  s  + i beim Cephalicus  ====
  
 //Unter// dem Köpfchen der Liqueszenz können nur zwei Buchstaben stehen: sursum //oder// inferius.  //Unter// dem Köpfchen der Liqueszenz können nur zwei Buchstaben stehen: sursum //oder// inferius. 
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 =====  s – l  ===== =====  s – l  =====
 +
 +sursum und levare  bedeuten "höher" und werden synonym verwendet. Seit langem gibt es die Vermutung, "levare" bedeute die eher melodische Komponente, während "sursum" die emotionale Dimension des Gesanges anspreche ("sursum corda"). Wie es aussieht, trifft das nur für codex Hartker zu.
  
 <fc #4682b4>sursum und levare im codex Hartker</fc> <fc #4682b4>sursum und levare im codex Hartker</fc>
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 ----------------------------- -----------------------------
  
-=====  a – i  =====+===== a – i =====
  
 <fc #4682b4>altius - inferius</fc> <fc #4682b4>altius - inferius</fc>
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 +===== h =====
  
-=====  a +kPes  =====+<fc #4682b4>humiliter</fc> 
 + 
 +Ch 
 + 
 + 
 +----------------------------- 
 +===== a + kPes =====
  
 In der Formel "vocatio" ist grundsätzlich mit unisonischem Anschluß des Binnenpes zu rechnen. Daher sind kPes mit a in Binnenfunktion bemerkenswert  In der Formel "vocatio" ist grundsätzlich mit unisonischem Anschluß des Binnenpes zu rechnen. Daher sind kPes mit a in Binnenfunktion bemerkenswert 
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 ===== e ===== ===== e =====
  
-<fc #4682b4>aequaliter</fc>+<fc #4682b4>equaliter</fc>
  
 **e**   equaliter     [[ant:0045]], [[ant:0336]], **e**   equaliter     [[ant:0045]], [[ant:0336]],
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 [[ant:0518]] "repertus est vidi" [[ant:0518]] "repertus est vidi"
  
 +CO [[grad:0616]] "iu-//bi-la//-tionis"; //"di//-cam"
 +
 +🔴 sehr oft ist das aequaliter auch Signal für den Cento-Wechsel [[ant:7081]], [[ant:7639]] "nunc dimittis **-e-** servum tuum".\\
 +[[grad:0039]] <fc #4682b4>"//et ef//-fundam"</fc>
 +[[ant:1333]]<fc #4682b4>"et ab invicem / non sunt separati</fc>
 +
 +e.g.: [[grad:0143]] <fc #4682b4>"narrant populi</fc> 'e' <fc #4682b4>et laudem"</fc> das 'equaliter' ist als Melodiehinweis überflüssig: zwei Tractui nebeneinander müssen gleich hoch sein, aber hier ist der INCIPIT-Cento zu Ende.
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 +
 +===== i =====
 +
 +inferius = tiefer
  
 ===== e i ===== ===== e i =====
  
-<fc #4682b4>aequaliter inferius</fc>+<fc #4682b4>equaliter inferius</fc>
  
 [[grad:1053]] "Ibi" Anschluss an das vorhergehende "alleluia" , das auf "mi" endet. Ein Hinweis auf den folgenden QuintPes "re-la". Das "re" ist gleich hoch dem "mi", aber tiefer! Entgegen der verbreiteten Eröffnung mit "sol" (Kl, A, Bv35). [[grad:1053]] "Ibi" Anschluss an das vorhergehende "alleluia" , das auf "mi" endet. Ein Hinweis auf den folgenden QuintPes "re-la". Das "re" ist gleich hoch dem "mi", aber tiefer! Entgegen der verbreiteten Eröffnung mit "sol" (Kl, A, Bv35).
Zeile 152: Zeile 181:
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-====  Comb + m  ====+====  m  ==== 
 + 
 + 
 + 
 + 
 +----------------------------- 
 + 
 +==== s - i unter dem Köpfchen des Cephalicus  ==== 
 + 
 +Steht der Buchstabe direkt bei/unter dem Köpfchen des Cephalicus, so bezieht er sich auf die Intensität der erklingenden Liqueszenz 
 + 
 +[[grad:1057]]"ex-//al//-tabis" Der nkPes ist melodisch mit inferius beim ersten Ton und sursum beim zweiten Ton klar festgelegt, so kann das zweite inferius unter der Liqueszenzschlaufe keine melodische Bedeutung haben, sondern muss ein emotionaler Himweis sein. 
 + 
 + 
 +[[ant:7320]] "ut testimonium"
  
  
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-=== co ===+===== co =====
  
 co    =  coniunguntur, coniunctim = verbunden  co    =  coniunguntur, coniunctim = verbunden 
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 [[grad:0234]] "//su-um//",  [[grad:0177]],  "vir-//tu//-te", ist im RP-Repertoire eine häufige Buchstabenkombination. Ausnahmslos kommt sie beim Pressus vor, eine Reperkussion des Oriscuszeichens verhindernd. [[grad:0234]] "//su-um//",  [[grad:0177]],  "vir-//tu//-te", ist im RP-Repertoire eine häufige Buchstabenkombination. Ausnahmslos kommt sie beim Pressus vor, eine Reperkussion des Oriscuszeichens verhindernd.
  
-Man könnte den Eindruck haben, der Recluse Hartker notiert verzweifelt gegen seine Mitbrüder, die nicht mehr den ursprünglichen Sinn des Oriscus kennen und ihn als eigenen Ton verstehen.+Man könnte den Eindruck haben, der Recluse Hartker notiert verzweifelt gegen seine Mitbrüder, die nicht mehr den ursprünglichen Sinn des Oriscus kennen und ihn als eigenen Ton singen.
  
 +cf.: RP[[ant:7383]] "noli //ti//-mere" + "de-//us// meus"
  
-==== vol ====+RP 63x, AN 8x, GR-Repertoire 6x,  
 +--------------- 
 + 
 +=== vol ===
 vol    =   volubilis = beweglich\\ vol    =   volubilis = beweglich\\
 IN [[grad:0107]] "//et// par-cens", GR [[grad:0168]] "ae-//ter//-num", OF [[grad:0559]] "//an//te", IN [[grad:0107]] "//et// par-cens", GR [[grad:0168]] "ae-//ter//-num", OF [[grad:0559]] "//an//te",
Zeile 185: Zeile 232:
  
  
-=== lent ===+=== len ===
  
-leniter sanft, ruhig, anmutig: OF [[grad:0557]] "//cor//-de", CO [[grad:0721]] "chris-//to//", CO [[grad:0632]] "eu-//ge//" +leniter sanft, ruhig, anmutig: OF [[grad:0557]] "//cor//-de", CO [[grad:0721]] "chris-//to//", CO [[grad:0632]] "eu-//ge//", [[grad:0456]] "an-//cil//-lae"
  
 +
 +=== n ===
 +
 +**non** tenere oder **negare** 
 +[[ant:1976]]
 +
 +in L: das ist kein Artikulationspunkt, singe es verbunden: [[grad:0253]] "da no-//bis//", [[grad:0182]] "qui //ve//-nit", [[grad:0149]] "//re//-plevit"
  
 === pfect === === pfect ===
  
 pfect = perfectum = vollkommen, mit großer Sorgfalt  [[grad:0634]] "fruc-//tum//" pfect = perfectum = vollkommen, mit großer Sorgfalt  [[grad:0634]] "fruc-//tum//"
 +
 +=== pl ===
 +
 +placuit   Höpli s.VIII,  plus Höpli s.XV.   [[grad:0681]] L "ser-//vo//" 
  
  
neumen/litterae.1565947129.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/08/16 09:18 von xaverkainzbauer