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modus:tonoi

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TONOI

Die melodische Struktur der Antiphonen, ihr Modus (AN, IN, CO), ist nicht immer dieselbe wie die Melodie des jeweilig dazu gesungenen Psalms, des Psalm-Tonos.

Drei Dimensionen sind bei der musikalischen Betrachtung der Psalmen getrennt voneinander wahrzunehmen:

Erstens werden je nach Situation schlichtere oder komplexere (feierlichere) Modelle verwendet. Von der Offiziums-Psalmodie (toni psalmorum simplices) über die Messpsalmodie (psalmodie ornée), die Responsorial-Psalmodie bis zur modellhaften Struktur des Tractus spannt sich ein weiter Bogen von Variationsmöglichkeiten: von schlicht bis sehr feierlich (tonus simplex – festivus – solemnior).

Zweitens war Gregorianik nie eines; auch bei der Psalmodie gab es eine historische Entwicklung. Die gängigen Formen des Psallierens sind von Solesmes auf Basis vor allem der Handschriften des 12. Jahrhunderts noch vor 1900 festgelegt worden. Erst seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden auf Grund genaueren Quellenstudiums Änderungen vorgenommen. Gerade hier wird ein grundsätzliches Problem offenbar: Wollen wir eine gemeinsame europäische Kultur wiederentdecken, oder geht es darum, persönliche innerbenediktinische Kämpfe auszufechten (Einsiedeln contra Münsterschwarzach)? Oder sind es Kämpfe Benediktiner contra Zisterzienser? Oder spielen wir das Spiel 1. Vaticanum contra 2. Vaticanum? Wir stellen diese Frage so: „Was ist ursprünglich?“ Dazu sind aus den Quellen einige Erkenntnisse zu gewinnen, die der opinio communis, dem status quo offensichtlich widersprechen.

Drittens sind die Handschriften regional und historisch nicht immer einig, welche Antiphon (AN, IN, CO) welchem Ton zugeordnet wird. Dabei geht es nicht nur um die tonale Deutung einer Antiphonenmelodie, sondern auch um die textbezogene Deutung einer Antiphon im Kirchenjahr und im liturgischen Kontext.

4. Tonos

pentasyllabische Kadenz

Die penultima der pentasyllabischen Kadenz, der ScaFlxRes ist in H in zwei Formen notiert:
• 1) mit Resupinvirga
• 2) mit appliziertem Strophicus
Die traditionelle Erklärung lautet „Clv unisonisch erweitert kann entweder mit Virga (unisonische Resupinbewegung) oder mit nachgestelltem Strophicus notiert sein“.

Weder ist es logisch, dass ein und das selbe Schriftzeichen in H zwei unterschiedliche Neumen in der Quadratnotenschrift bedeuten kann,
noch ist es logisch, dass zwei unterschiedliche Schriftzeichen in H ein und die selbe Neume bedeuten sollen.

modus/tonoi.txt · Zuletzt geändert: 2022/08/16 12:53 von xaverkainzbauer