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modus:2.gregorianik

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modus:2.gregorianik [2022/02/02 11:14]
xaverkainzbauer [Tritonusphobie]
modus:2.gregorianik [2022/07/16 14:01] (aktuell)
xaverkainzbauer
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-aus 1.Modus wird dorisch+aus 1. Modus wird dorisch
  
  
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-Im 5.Modus wird in den Handschriften der do-Revision auch der fa-la-do-Dreiklang zur Quart revidiert (Quart-Revision). vide [[ant:7334]]+Im 5. Modus wird in den Handschriften der do-Revision auch der fa-la-do-Dreiklang zur Quart revidiert (Quart-Revision), e.g. [[ant:7334]]
  
-==== Plorasis ====+==== Plerosis ====
  
  
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 Gegenstück zur do-Revision ist die Tritonusphobie Gegenstück zur do-Revision ist die Tritonusphobie
  
 +e.g. [[ant:7170]] Gf
  
-=== 1.Modus b oder h === 
-Luigi Agustoni: Ist das "si" Gipfelton einer Melodie, dann si-be-molle (b), ist es Durchgangston zum "do", dann "si-be-durum (h)! Dieser Satz versucht durch einen Kompromiss  die Spannung aufzulösen, die Benediktiner gerne kurz und spaßhaft das BH-Problem nennen. Dieser Grundsatz folgt der Musiktheorie des 12.Jh ff (natürlich -, melodisch - und harmonisch **!** moll) und ist hauptsächlich geprägt von den aesthetischen Vorstellungen des späten 19.Jh. Den neumatischen Fakten wird er nicht gerecht. 
  
-Es ist hier nicht der Platz auf die Auseinandersetzungen um weltlich und geistlich in der Musik, um Septakkorde, Chromatik und unreine Intervalle einzugehen; zugespitzt wurde das Ringen um religiöse Ästhetik in der Musik auf den ohnehin nicht neuem Satz:\\ 
-<fc #ff0000>**tritonus est diabolus in musica**  </fc>.\\ 
-Das statische Weltbild der Zeit und eine kaum entwickelte Paleographie verhinderten, die unterschiedlichen Quellen in ihrer historischen Evolution zu sehen ( Gregorianischer Choral als der ein für alle Mal erreichte Höhe- und Endpunkt der katholischen Kirchenmusik, egal aus welchem Jahrhundert die Quellen stammen). So blieb nur die Geographie, die Unterschiedlichkeit der Quellen zu erklären, am Ende des 19.Jh ein Anlass für jedwede Art von Nationalismen. 
  
-Die do-Revision wurde als "Germanischer Choraldialekt" verstanden, wenn auch, wie wir heute wissen, die Pariser Handschrift Fo2 starke Spuren dieser für das 12.Jh typischen do-Revision an sich trägt+=== 1Modus b oder h ===
  
-Um 1900 warnicht nur in der Kirchedas Raum-Zeit-Continuum auf einen Punkt reduziert:\\  +Luigi Agustoni: Ist das "si" Gipfelton einer Melodiedann si-be-molle (b)ist es Durchgangston zum "do", dann "si-be-durum (h)! Dieser Satz versucht durch einen Kompromiss  die Spannung aufzulösendie Benediktiner gerne kurz und spaßhaft das BH-Problem nennen. Dieser Grundsatz folgt der Musiktheorie ab dem 12. Jh. (natürliches, melodisches und harmonisches **!** moll) und ist hauptsächlich geprägt von den ästhetischen Vorstellungen des späten 19. Jh. Den neumatischen Fakten wird er nicht gerecht.
-Zeit: geschichtslos ewig und immer;\\  +
-Raum Rom/Vatikan zentralistisch/uniform.\\  +
-Blieb die Fragewer näher an Rom steht und damit dem Nationalismus wieder ein Türchen offen.+
  
-Am Beispiel der QuintIntonation im 1.Modus. Wollte man das B-H-Problem national sehenso wären die Lösungen wie folgt zuzuordnen+Es ist hier nicht der Platzauf die Auseinandersetzungen um weltlich und geistlich in der Musik, um Septakkorde, Chromatik und unreine Intervalle einzugehen; zugespitzt wurde das Ringen um religiöse Ästhetik in der Musik auf den ohnehin nicht neuen Satz:\\ 
-{{:modus:bh-problem.png?400 |}}+<fc #ff0000>tritonus est diabolus in musica.</fc>\\ 
 +Das statische Weltbild der Zeit und eine kaum entwickelte Paläographie verhinderten, die unterschiedlichen Quellen in ihrer historischen Evolution zu sehen (Gregorianischer Choral als der ein für alle Mal erreichte Höheund Endpunkt der katholischen Kirchenmusik, egal aus welchem Jahrhundert die Quellen stammen). So blieb nur die Geographie, die Unterschiedlichkeit der Quellen zu erklären, am Ende des 19. Jh. ein Anlass für jedwede Art von Nationalismen.
  
-Sieht man das Problem historisch, so ist **si** (h) die ältere Schicht. Erst im 12.Jh tauchen sowohl **b** (sa) als auch **do** auf. Die Behauptung "si" gelte für "b", weil man in früherer Zeit noch keine Vorzeichen schreiben konnte, ist nicht zu halten. Virga cornue in Y und do in Kl sprechen dagegen e.g.[[grad:0057]].\\+Die do-Revision wurde als "Germanischer Choraldialekt" verstanden, wenn auch, wie wir heute wissen, die Pariser Handschrift Fo2 starke Spuren dieser für das 12. Jh. typischen do-Revision an sich trägt.  
 + 
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 +{{:modus:bh-problem.png?400 |}} 
 +Am Beispiel der QuintIntonation im 1. Modus: Wollte man das Problem national sehen, so wären die Lösungen wie folgt zuzuordnen: "si" italienisch, "sa" französisch, "do" deutsch.\\ 
 +Sieht man das Problem historisch, so ist **si** die ältere Schicht. Erst im 12. Jhtauchen sowohl **sa** als auch **do** auf. Die Behauptung"si" gelte für "b", weil man in früherer Zeit noch keine Vorzeichen schreiben konnte, ist nicht zu halten. Virga cornue in Y und do in Kl sprechen dagegene.g. [[grad:0057]].\\
  
-Hatte das GR 1908, sich auf Mp stützend noch grundsätzlich si-be-molle (b) geschrieben, so hat Solesmes im AM 1934 konsequent den Weg zum authentischen si gewählt. Seltsamer Weise geht das AM 2005 wieder zum jüngeren **sa** zurück. Auch die Responsorien des GP fallen durch abundanten Gebrauch des si-be-molle auf. Was ist der Grund dafür?\\+Hatte das GR 1908, sich auf Mp stützend noch grundsätzlich si-be-molle (b) geschrieben, so hat Solesmes im AM 1934 konsequent den Weg zum authentischen si gewählt. Seltsamerweise geht das AM 2005 wieder zum jüngeren **sa** zurück. Auch die Responsorien des Gf fallen durch abundanten Gebrauch des si-be-molle auf. Über den Grund dafür kann man nur rätseln.\\
  
 +[[ant:7027]] <fc #4682b4>"conspectum"</fc> "si-mi" reine Quint, keine verminderte "sa-mi".
  
-• Ist das b frommer ? Vermeidet es den Tritonus zwischen dem nicht erklingenden "fa" und "si" und ist damit "reiner"?\\ +=== 3Modus tritonus diabolus ===
-• Soll die ursprüngliche solesmenser Tradition wieder aufgenommen werden ?\\ +
-• Ist es katholischer ? Soll die Zeit von Papst Gregor VII das ewig gültige Maß des Römischen Gesanges sein ?\\ +
-• Ist es französischer ? Die Süßlichkeit der durch das b im Deuterus entstehenden verminderten Quint ist typisch für das Ende des 19.Jh, aber nicht eigentlich französisch.\\ +
-Der Verdacht, dass nicht musikalische sondern kirchendisziplinarische Gründe für das b verantwortlich sind, ist nicht von der Hand zu weisen.+
  
 +Luigi Agustoni stellte lapidar fest: "niemals si-be-molle im 3. Modus."
  
-=== 3.Modus tritonus diabolus ===+[[ant:7361]] <fc #4682b4>"//ma-ri//-a"</fc>
  
  
modus/2.gregorianik.1643800448.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/02/02 11:14 von xaverkainzbauer