Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


cento_rp:rp2_v

Dies ist eine alte Version des Dokuments!


RESPONSORIUM 2. Modus

Das Responsorium des 2. Modus ist grundsätzlich 6-teilig; zusammen mit den beiden Teilen der Psalmodie ergibt das 8 paarig angeordnete Centones. Die einzelnen Centones kadenzieren abwechselnd auf “re” und “do”. Eigene Melodien haben nur die Teile A, B, C und E. D wiederholt die 2.Psalmvershälfte T, der Schlusscento des Responsoriums wiederholt Cento B.

cf.: 7048, 7133, 7214, 7074, 7210, 7225,


Psalmodie

Die Responsorial-Psalmodie des 2. Modus rezitiert im ersten Teil auf “fa” und kadenziert auf “re”: Ganzschluss.
Im zweiten Teil fällt die Rezitation “re” unter die Finalis zum “do” : Halbschluss.
▪️ Der 1.Akzent ist immer ein vierstufiger Scandicus, dessen Quilisma (T1+2) in Wc, Fo, Ka, Wm nie als Ton übertragen ist, nur in Lc (13.Jh) ist es konsequent ein Ton, sehr häufig auch in Bv. In den Kadenzformeln werden in allen diastematischen Handschriften die Quilismata zum Ton, der Terzsprung aufgefüllt.
▪️ Praetonische Silben (bis zu 7 Silben, vide: 7607 beginnen auf “re”, wenigstens die letzte fällt auf “do”. Eine prätonische Silbe allein steht auf “re”.
▪️ Im ersten Halbvers (J) wird, wenn nötig, ein zusätzlicher Akzent mit Pes “sol-la” eingeschoben; auch weitere Akzent mit Pes “fa-sol” sind möglich.
▪️ Die Mediatio beginnt 3 Silben vor dem letzten Akzent. Der letzte Akzent wird mit superveniens anticipata behandelt.
▪️ Der zweite Halbvers (T) rezitiert auf “re’ und beginnt mit Unterschwung auf der 2.Silbe “do-re”. weitere freie Akzentuierungen sind möglich.
▪️ Die Terminatio ist streng pentasyllabisch.


Incipit (A)

zweiakzentig
▪️ 1.Akzent, praetonische Silben auf “la”, Akzent “do-remi”, der folgende Text rezitiert auf „re“.
▪️ 2.Akzent 1 praetonische Silbe “fa”, bei
PPO Porrectus fa-mi-fa - Pes re-mi - Clivis “re-do”. Bei
PO verbinden sich Por und Pes zur 6ton-Neume (mit sol). ➡️ 7031
▪️ Stehen zwischen den beiden Akzenten nicht mindestens zwei Silben zur Verfügung, verbinden sich die beiden verbleibenden Silben zum Pes “re-fa” ➡️ 7453.
▪️ In ➡️ 7309 steht nur ein Akzent zur Verfügung, der Cento wird elidiert und frei(?) reduziert.

▪️ Der erste Akzent kann auch an Stelle des Scandicus einen AkzentTorculus (kurrent) tragen, er nimmt die Akzentuierung etwas zurück unspielt ihn: Ausdruck der Zuneigung: ➡️ 7036 und 7670. Bei „amavit eum“ ist das offensichtlich, aber auch „sepulto“ ist umspielt, denn es ist das „sepultum domini“.


Cento C

Der Cento C die 1.Reintonatio (Reintonatio C) besteht aus drei Teilen:
Incipit - Medium - Terminatio

Die Terminatio betrifft das letze Wort und teilt seine 7-Ton-Neume bei PPO auf Pes “fasol” und Pes subpunctis resupinus (Pessbpres) “mi-fa-mi-re-mi” auf. Die letzte Silbe bleibt immer Clivis “re-do”.

Das Incipit steigt seltener von “do/re zum fa” auf, meist beginnt es auf “fa” und steigt zum “la” (cf.: Antiphonen des 1.Modus 1FML alloq. 1FML alloq. Nicht selten (14x) wird der 1.Akzent durch Circulatio hervorgehoben.

Das Medium besteht grundsätzlich aus Pes-Clivis-Pes (“fa-sol”- “fa-mi” - “fa-sol”). Mit viel Geschick wird dieses Melodiematerial der jeweiligen Silbenanzahl und Akzentkonstellation angepasst. Selbst das jeweilige Gewicht eines Akzentes kann noch berücksichtigt werden: cf.7216 „eleva brá-chium 7216 „et re-con-cilietur“.

➡️ 7048


Cento D

Der Cento D (Terminatio D, Terminatio der 2.Zeile) verwendet die selbe Formel wie die Psalm-Terminatio. Während aber im Psalm die Formel pentasyllabisch (die letzten 5 Silben ohne Rücksicht auf Akzente) behandelt wird, wird sie im Cento D den Sprachakzenten nach, den Regeln des Cursus entsprechend behandelt.
Ein melodisches Unterscheidungsmerkmal gibt es zusätzlich: der Terzsprung der fünftletzten Neume (5 Pes subpunctis) ist zum Scandicus subpunctis aufgefüllt. Diese beiden Unterscheidungsmerkmale sind ausnahmslos und konsequent durchgehalten.

CURSUS (cf.: Riemann, Mainz 1882/1867) bezeichnet eine rhytmische Textstruktur an den Satzenden, wie sie seit dem spätantiken 3.Jh bis in das spätmittelaterliche 14. Jh bepflegt wurde.

cursus planus / . . / . índuit éum
cursus tardus / . . / . . réferam néscio
cursus velox / . . . . / . nequítia peccatórum
cursus trispondaicus / . . . / . né disce-das á me

Einfacher gesagt: PPO darf nur durch PPO eingeleitet sein (c.tardus) PO kann nie durch PO eingeleitet werden (crea-túrae túae =, créaturae túae)

Gregorianischer Choral ist aus der Begegnung antiker Latinität mit germanischem Sprachgefühl entstanden. Manches passt nicht in die Denkweise fränkischer Kantoren: so wichtige Begriffe wie “scríbere, víta, nómen” können nicht dem cursus unterworfen werden: 7062 könnte römisch “quasi ín libro scrí-be” (c.planus) sein. Die fränkische Kantor (Chrodegang von Metz?) setzt PO gegen PO “quasi in lí-bro scrí-be”, indem er die 4. und 3. Neume der Formel verschmilzt. Auch 7444 ist kein reiner Cursus.

➡️ 7036

Cento D-minor

Der Cento D kommt zehnmal in verkürzter Form vor, fast immer in komplex centonisierenden Kontexten. Von den ursprünglichen fünf Neumen des Cento D bleiben im Cento D-minor nur die letzten beiden über (Climacus resupinus und Clivis). Die Neume Circulatio (Clvsppflx) „fa-mi-fa-sol-la“ ist zum Torculus „fa-sol-la“ reduziert.

➡️ 7323


2INC cad

cento_rp/rp2_v.1589393050.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/05/13 18:04 von georgwais