TYPOS O-Antiphon: drei- bzw. sechsteilig
Die O-Antiphonen stammen aus dem ambrosianischen Repertoire des 6. Jahrhunderts. Sie sind klassische Orationen, die aus drei Teilen bestehen: anaklesis (alloquium), anamnesis und prex (Anrede – erinnernde Vergegenwärtigung (Situationsbeschreibung) – Bitte). Jeder dieser Teile ist wieder zweiteilig, e.g. 0125, wobei die Grenze zwischen Anaklese und Anamnese fließend ist, ist die Anrede nach dem eröffnenden „O“ doch selbst schon wieder anamnetisch.
Anrede | A | B |
---|---|---|
O / clavis david | et sceptrum domus israel | |
Anamnese | C | D |
qui aperis et nemo claudit | clausis et nemo aperit | |
Bitte | E | F |
veni et educ vinctos de domo carceris | et umbra mortis |
Die weiteren Antiphonen, die nicht zur Octav von Weihnachten gehören, haben nicht mehr die selbe Textstruktur, sie sind keine Orationen mehr, verwenden aber trotzdem den selben melodischen Typos.
Die beiden Incipits haben fast die selbe Melodie.
Der Abschluss der Adresse (MED) geht zum „do“: Doppelpunkt.
BIN-c schließt mit NMA applicatio, BIN-d schließt wieder auf „do“.
Die Terminatio ist in allen Antiphonen des 2.Modus aus ein und der selben Gruppe (2TER).
das Incipit der O-Antiphonen
dreiteilig
Eine dreiteilige Melodie, deren erster Teil vom re zur Quart sol aufspringt, deren Mittelteil zum do abfällt und deren Schlussteil über Clivis mi-do und fa zum re kadenziert. Eigentlich nur sechs Fälle, das Alleluia 3741 gibt es nur in Mc; zweimal hat Solesmes diesen Typos für neue Texte verwendet.
Interessant ist 0263 „Vox in rama audita est“: Die Antiphon beginnt mit 1INC VrgStr und hängt den ganzen 2 TYPOS ad4 an. „ploratus“ ist dem Normfall gegenüber leicht variiert und bei „rachel plorans filios“ wird die Melodie wiederholt.
In der überlangen Antiphon 1517 (8 Teile), die nur in H und Ka tradiert ist (dazu die CAO Hss: Ba,Rh, De, Ve), wird das Incipit dieses Typos verwendet „conveniet honorári“. Der seltsam selbstbeweihräuchernde Text zum Fest des heiligen Gallus steigert die Peinlichkeit mit einem hinzugefügten Terztorculus, dessen Intervall durch Quilisma abgesichert ist.
Dreiteiliger Typos des Weihnachtsfestkreises.
Die innere Struktur kann so beschrieben werden: 1)Eine Aufforderung wird 2) parallel wiederholt, verstärkt. 3) das Warum, die Erklärung am Schluss gegeben.
Der Cento wird nur sechsmal(siebenmal) verwendet, ein weiteres Mal in Mc allein. Zweimal hat ihn Solesmes benutzt.
Die Texte sind zweiakzentig, der erste Akzent liegt auf „re“, es folgen meist drei unbetonte Silben „sol - fa -mi“. Der zweite Akzent liegt auf dem „do“, die posttonische(n) Silbe(n) auf „re“. Sind zwischen den Akzenten nur zwei unbetonte Silben vorhanden, so verbindet sich das „sol“ mit der ersten Akzentsilbe: nkPes „re-sol“ (0068, 0115). Ist nach dem zweiten Akzent nur eine posttonische Silbe vorhanden,so verschmilzt das „re“ mit dem Akzentton zum nkPes „do-re“. Sind zwischen den beiden Akzenten vier unbetonte Silben vorhanden, so rutscht der Akzent nach hinten (1517 hier bildet er den Trc re-fa-re aus).
Den Mittelteil des Cento, diesmal dreiiakzentig, macht die Tonfolge „mí“ - re - „fá“ - mi und die Finalis „do“ (Doppelpunkt) aus. In 0019 ist die steile Fügung „ét vér-bum domini“ für das Ausfallen des „re“ verantwortlich. Die Antiphon „Vox in rama“ ist ein Sonderfall, der unter (0263) zu besprechen ist.
Die Terminatio ist wieder zweiakzentig strukturiert und sehr nahe der allgemeinen 2TER verwandt.
Die Strukturtöne sind „mi- do- re- fa„und Finalis „re“. Die Behandlung der Finalis ist die übliche: Das PPO hat auf der Binnensilbe einen kPes. Ist das letzte Wort auf der Schlusssilbe betont, so wird das „re“ erst mit der letzten Silbe erreicht: „sú-per vós“ = „re-do-re“; „ierusa-lém = „mi -fa -re“.
Normalfälle: 0019, 0068, 0069, 0115, 0252, 1485, 3741,
Sonderfall: 0263
dreiteilig
Dieser Typos des 2.Modus kommt nur 6 mal vor, aber an prominenten Stellen des Kirchenjahres.
Auf die Rezitation „re“ werden Akzente gestellt, zuerst den nkPes „re-fa“, dann den weniger starken Akzent kPes „re-mi“. Abgeschlossen wird mit einer Formel zum „do“: fa-mi-do. Das „do“ kann aber nicht abschließen, es führt weiter, daher ist 2INC Typ Rezre unmittelbar gefolgt von 2BIN Typ Rezre.
ist eigentlich nicht mehr als 1FML sol-mi-do aufsteigend, das mit der Clivis „fa-re“ abgeschlossen wird.
Die Terminatio ist meist 1TER de3 oder eine andere Terminatio des 1.Modus.
2TER Die Terminatio des 2 TYPOS Rez ist die allgemeine 2TER.
0099, 0231, 0850, 0905, 0911, 1874,
2Typ Rez INC: 2026,
2Typ Rez MED: 0082
von Solesmes komponiert: 3698