0191 GR Custodi meModus 1

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GT 304
BzG 41.42/23 - GrN 1/285


Cus-tó-di mé-“ In L ist die erste Silbe eindeutig tiefer als die zweite („do - re“), während MR und Ch ebenso eindeutig zwei gleich hohe Töne notieren („re - re“), ebenso die frühen diastematischen Quellen A+Y und Bv uns alle späteren bis zu GR und GRn.
Die St.Galler Tradition mit ihrer sehr unvollkommenen Diastemie ist hier entscheidend, aber schwierig zu deuten: C, und Bam können als „do-re“ gelesen werden, ebenso vielleicht G374 und G342. Hingegen sind die beiden Virgen in G339 und G376 gleich hoch. Das Argument, ein tiefere Ton müsste ein Tractulus sein, kommt nicht zum Tragen, „Custodi“ ist das Morphem und ist daher auch als tieferer Ton eine Virga. Trotzdem bleibt „Cusdi“ der grammatikalische Akzent, daher auch in C ein Episem. Die Endsilbe „Custo-di“ ist Binnensilbe daher der kPes; die folgende Bivirga „Custodi me“ ist der Hauptakzent.
Die Situation ist wie folgt zusammenzufassen:
„do-re“ ist die ursprüngliche, fein ausgewogende Form, die in der westfränkischen Tradition aber zugunsten einer flüssiger und leichter zu singenden Form aufgegeben wird. L ist hier nicht als westfränkisch zu verstehen, sondern als lothringisch (Saulnier) einer mittleren Tradition zuzuordnen. Die Entscheidung für „do-re“ stützt auch die Handschrift Mi (9.Jh) die für die erste Silbe eine Art Häckchen notiert, einen Tractulus mit Abstrich (Virga) korrigiert; oder ist es eine kürzere Virga mit Episem?