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neumen:oriscus:oriscus

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neumen:oriscus:oriscus [2024/03/06 08:18]
xaverkainzbauer [~Clm res]
neumen:oriscus:oriscus [2024/06/13 08:53] (aktuell)
xaverkainzbauer
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 Solesmes liest mit den Hss der 2. Gregorianik (11.-13.Jh. und später) den Oriscus als eigenen Ton. Die normative Kraft des Faktischen, die von Solesmes besorgten Ausgaben (GR, AM) beherrschen bis heute die opinio communis.\\ Solesmes liest mit den Hss der 2. Gregorianik (11.-13.Jh. und später) den Oriscus als eigenen Ton. Die normative Kraft des Faktischen, die von Solesmes besorgten Ausgaben (GR, AM) beherrschen bis heute die opinio communis.\\
 Die Beschäftigung mit den ältesten (adiastematischen) Hss und ihr Vergleich mit einer breiten Palette von Quellen durch mehrere Jahrhunderte ermöglicht einen Einblick in den Wandel der gregorianischen Melodien, der ohne digitale Werkzeuge nicht möglich war. Die Beschäftigung mit den ältesten (adiastematischen) Hss und ihr Vergleich mit einer breiten Palette von Quellen durch mehrere Jahrhunderte ermöglicht einen Einblick in den Wandel der gregorianischen Melodien, der ohne digitale Werkzeuge nicht möglich war.
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 Zwei Aufgaben übernimmt der Oriscus in den adiastematischen Handschriften:\\ Zwei Aufgaben übernimmt der Oriscus in den adiastematischen Handschriften:\\
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 • Tieferstellung des nächsten Tones. \\ • Tieferstellung des nächsten Tones. \\
 vide: Antiphonen des Protus ad quartum (PR ad4)  vide: Antiphonen des Protus ad quartum (PR ad4) 
 +Die ~Virga hat im Antiphonal-Repertoire vier Aufgaben:\\
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 +==== 1 Vrg_mut ==== 
 +Im **[[neumen:oriscus:vrg#vrg_mut|Cento-Übergang]]** (~Virga mutans = **<fc #6495ed>~Vrg mut</fc>**) zeigt sie, vergleichbar dem Schnipsen eines Fernseh-Regisseurs, der den Wechsel der Kameraeinstellung befiehlt, den Beginn des nächsten Cento an.\\
 +Aber auch die Clv kann diese Funktion übernehmen
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 +=== 2 === 
 +Als **[[neumen:oriscus:vrg#vrg_cad|Terzfall]]** (~Virga cadens = **<fc #6495ed>~Vrg cad</fc>**) im klassischen Kontext der kleinen Terz verhindert sie den Durchgang "fa-**mi**-re" und erzwingt den Absprung "fa-re". [[ant:1709]] "ip-//si// deum videbunt" 1TER de5 !  vide et [[ant:7246]] "//co//-gitare"  [[grad:0691]] "//re//-linquam" - "ve-//ni//-am" \\
 +[[ant:7207]] "libera //fra//-tres //tu//-os"\\
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 +cf.:[[ant:7455]] "quem dominus"
 +Gegenprobe: [[ant:7388]] "in manu"
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 +=== 3 === 
 +zeigt sie an, wenn die Melodie **[[neumen:oriscus:vrg#vrg_sub|unter die Finalis]]** fällt (~Virga subfinalis = **<fc #6495ed>~Vrg sub</fc>**). [[ant:0507]] \\
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 +=== 4 === 
 +Am **[[neumen:oriscus:vrg#vrg_inc|Beginn einer Antiphon]]** (~Virga incipiens = **<fc #6495ed>~Vrg inc</fc>**) fordert sie einen bestimmten Cento ein: im Protus das INC Vstr, den "Vorspann", im Tetrardus das INC dupl.\\
 +Alles in allem erfüllt die ~Virga die Funktion eines Linienersatzes in campo aperto (diastema adiastematica).
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 +Im Mess-Repertoire (Gradual-Repertoire) ist die ~Virga\\
 +=== 5 ===
 +**[[neumen:oriscus:virga_strata#vstr_acc|Akzent]]** (~Virga accens = **<fc #6495ed>~Vrg acc</fc>**) meist Halbton über die Rezitationsebene hinaus.\\
 +=== 6 ===
 +resupin\\
 +=== 7 === 
 +**[[neumen:oriscus:virga_strata#vstr_acc|de 2TER]]** (~Virga 2TER = **<fc #6495ed>~Vrg acc 2</fc>**) oder\\
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 === Der Oriscus in Ch === === Der Oriscus in Ch ===
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 Die ~ Virga besteht aus zwei Zeichen, einer Virga und dem Oriscus, in H verbunden, in MR getrennt notiert. Sie hat ihren Namen von der Schreibgewohnheit St.Galler Handschriften, in der Notation von Psalmrezitationen die Virgen mit verbundenem Oriscus flacher zu schreiben, als die reinen Virgae. Auch hier wäre ein neuer Name angebracht. Die Neume ist eine //Virga cum Orisco//. Die ~ Virga besteht aus zwei Zeichen, einer Virga und dem Oriscus, in H verbunden, in MR getrennt notiert. Sie hat ihren Namen von der Schreibgewohnheit St.Galler Handschriften, in der Notation von Psalmrezitationen die Virgen mit verbundenem Oriscus flacher zu schreiben, als die reinen Virgae. Auch hier wäre ein neuer Name angebracht. Die Neume ist eine //Virga cum Orisco//.
    
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 Die gängige Deutung der ~Virga (opinio communis) ist eine doppelte/dreifache:  Die gängige Deutung der ~Virga (opinio communis) ist eine doppelte/dreifache: 
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-==== ~Vrg – Funktionen ==== 
  
  
-Die ~Virga hat im Antiphonal-Repertoire vier Aufgaben:\\ 
-**1**) Im **[[neumen:oriscus:vrg#vrg_mut|Cento-Übergang]]** (~Virga mutans = **<fc #6495ed>~Vrg mut</fc>**) zeigt sie, vergleichbar dem Schnipsen eines Fernseh-Regisseurs, der den Wechsel der Kameraeinstellung befiehlt, den Beginn des nächsten Cento an.\\ 
  
-**2**) Als **[[neumen:oriscus:vrg#vrg_cad|Terzfall]]** (~Virga cadens = **<fc #6495ed>~Vrg cad</fc>**) im klassischen Kontext der kleinen Terz verhindert sie den Durchgang "fa-**mi**-re" und erzwingt den Absprung "fa-re". [[ant:1709]] "ip-//si// deum videbunt" 1TER de5 !  vide et [[ant:7246]] "//co//-gitare"  [[grad:0691]] "//re//-linquam" - "ve-//ni//-am" \\ 
-[[ant:7207]] "libera //fra//-tres //tu//-os"\\ 
- 
-cf.:[[ant:7455]] "quem dominus" 
-Gegenprobe: [[ant:7388]] "in manu" 
- 
-**3**) zeigt sie an, wenn die Melodie **[[neumen:oriscus:vrg#vrg_sub|unter die Finalis]]** fällt (~Virga subfinalis = **<fc #6495ed>~Vrg sub</fc>**).\\ 
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-**4**) Am **[[neumen:oriscus:vrg#vrg_inc|Beginn einer Antiphon]]** (~Virga incipiens = **<fc #6495ed>~Vrg inc</fc>**) fordert sie einen bestimmten Cento ein: im Protus das INC Vstr, den "Vorspann", im Tetrardus das INC dupl.\\ 
-Alles in allem erfüllt die ~Virga die Funktion eines Linienersatzes in campo aperto (diastema adiastematica). 
- 
-Im Mess-Repertoire (Gradual-Repertoire) ist die ~Virga\\ 
-**5**) **[[neumen:oriscus:virga_strata#vstr_acc|Akzent]]** (~Virga accens = **<fc #6495ed>~Vrg acc</fc>**) meist Halbton über die Rezitationsebene hinaus.\\ 
-**6**) resupin\\ 
-**7**) **[[neumen:oriscus:virga_strata#vstr_acc|de 2TER]]** (~Virga 2TER = **<fc #6495ed>~Vrg acc 2</fc>**) oder\\ 
  
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 [[neumen:oriscus:clmr|↘️ ~Clm res]] [[neumen:oriscus:clmr|↘️ ~Clm res]]
  
-[[ant:7710]] <fc #4682b4>"alleluia 1"</fc> kain Ton, aber zeigt an, dass es tiefer weitergeht! \\ +[[ant:7710]] <fc #4682b4>"alleluia 1"</fc> kein Ton, aber zeigt an, dass es tiefer weitergeht! \\
-Bv+Tol sind sich einig mit Clv "si-la", ebensoFo+Lc. MR nur //ein// Ton! Wc überträgt den Oriscus als Resupin-Ton. Ka nicht, aber retttet den 'Ton`indem er aus derClv einen 4tonigen Clm "gdo-la-so-fa" macht. +
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 {{ :neumen:oriscus:3clvprs_-s-.png?90|}} {{ :neumen:oriscus:3clvprs_-s-.png?90|}}
  
-**<fc #ff0000>Clivis-Pressus</fc>**+**<fc #ff0000>Clm-Pressus</fc>**
  
  
neumen/oriscus/oriscus.1709713139.txt.gz · Zuletzt geändert: 2024/03/06 08:18 von xaverkainzbauer